M & D

Marching and Discipline


Der Text wurde vor ca. zwei Jahren als Starthilfe für eine junge Band geschrieben und jetzt für die Homepage recycled. Es handelt sich hier sicherlich nicht um das Evangelium, sondern eher um einen Versuch des Autors, selbst einen kleinen Überblick über das Thema Marching & Discipline zu bekommen. HS


Der Eindruck, den eine Pipeband bei Publikum und Juroren hinterlässt, hängt von verschiedenen Faktoren ab:

Einleitend einige kurze Worte zu den ersten beiden Punkten:

Qualität der Musik

Es ist selbstverständlich, dass eine Band erst dann an die Öffentlichkeit gehen sollte, wenn ein genügend großes Repertoire sicher beherrscht wird. Da sich früher oder später auch die Gelegenheit zum gemeinsamen Spielen mit anderen Bands ergibt (z.B. Ceilidh, Massed Pipes and Drums etc.), sollte zunächst ein Repertoire an Standards (Scottland the Brave, Highland Cathedral etc.) erarbeitet werden. Parallel hierzu kann auch schon an den ersten Sets gearbeitet werden. Dies bedeutet, die Dinge in der richtigen Reihenfolge zu machen. Dieses Vorgehen wird als Resultat schließlich zu der erwünschten Qualität führen.

Erscheinungsbild des Einzelnen

Es versteht sich von selbst, dass die Uniform sich immer und jederzeit in tadellosem Zustand befindet: Die Schuhe sind geputzt, die Strümpfe gewaschen, das Hemd gebügelt. Dies bedeutet, dass unmittelbar nach einem Auftritt die Uniform wieder für den nächsten Auftritt gerichtet wird. Unmittelbar vor einem Auftritt hat man nämlich normalerweise andere Sorgen, z.B. Lampenfieber. In dieser Situation ist es hilfreich, wenn zumindest eines sicher ist: Die Uniform ist komplett und tipptopp.

Die Frage, wie die Uniform zu tragen ist, kann auf zweierlei Weise, nämlich formal und inhaltlich, beantwortet werden. Zur Form sei lediglich Folgendes gesagt: Es gibt Konventionen, auf die Wettkampfrichter Wert legen (Socken drei Querfinger unterhalb der Kniescheibe etc.) und solche, die innerhalb der Band vereinbart werden können. Wichtig ist aber immer, dass die Band im Wesentlichen einheitlich erscheint. Geringe Abweichungen von der Norm (Accessoires wie z.B. Buckle, Sgian Dubh, Kiltpin) können und sollten natürlich toleriert werden, schließlich sind wir primär Individuen.

Die zweite, die inhaltliche Bedeutung des Wortes "Wie" ist schnell beantwortet: Mit Würde und Grazie. Dies setzt voraus, dass man dazu auch in der Lage ist: Nach dem Entlassen der Band wird die Theke gestürmt weil bis dahin absolutes Alkoholverbot besteht. Angetüddelt fällt nun einmal jede Koordination schwerer...

Gesamterscheinung der Band

Neben der Uniform stellt das Verhalten der Band "in Bewegung" einen wichtigen Aspekt dar. Die Band soll hierbei synchron, als Einheit agieren. Dies setzt neben eindeutigen Kommandos Disziplin und Übung voraus. Die Band soll Würde ausstrahlen, aber auch Spielfreude.

Marschaufstellung

Die Piper bilden die ersten Reihen, dann folgt mittig die Bass Drum, flankiert von den Tenor Drums. Zum Schluss kommen die Side Drums, wobei der Leading Drummer ebenfalls mittig geht, damit die anderen Side Drummer ihm besser auf die Finger gucken können. Dies ist der Block, den man sich wie eine Tabelle in Zeilen und Spalten aufgeteilt vorstellen kann. Der Pipe Major geht in der ersten Reihe rechts außen, kann aber auch außerhalb des Blockes als einziges Glied einer gesonderten Spalte gehen. Der Drum Major, sofern vorhanden, geht mittig drei bis vier Schritte vor der Band.

Ausrichtung

Bezüglich der Ausrichtung sind folgende Punkte zu beachten: Jedes Bandmitglied achtet darauf, dass es exakt hinter seinem Vordermann und exakt auf gleicher Höhe mit seinem rechten Flügelmann marschiert. Hieraus ergibt sich ein Schachbrettmuster, dessen einzelne Zellen fest miteinander verbunden sind, und zwar sowohl in Bewegung als auch in Ruhe.

Distanz

Wichtig ist auch die richtige Distanz: Ein zu dichtes Auflaufen auf den Vordermann bringt Konflikte mit dessen Drones mit sich, zu geringer Abstand zum Flügelmann kann Manöver wie den Counter March unmöglich machen. Die richtige Distanz zu finden ist – wie im Leben - reine Übungssache und beinhaltet auch die Vergabe von festen Positionen in der Band: Jeder muss im Traum wissen, wo sein Platz ist.

Eine kleine Hilfe: Der seitliche Minimalabstand wird durch den ausgestreckten rechten Arm festgelegt.

Marschaufstellung

 

Schrittmacher

Soll sich der Block koordiniert in Bewegung setzen ist neben dem erforderlichen Kommando ein Schrittmacher erforderlich, der das Kommando so moduliert, dass die Band schon aus dem gesprochenen Wort (Tempo & Melodie) das Marschtempo ablesen kann. Während des Marsches orientiert sich die Band in Schrittgröße, Geschwindigkeit und Rhythmus an eben diesem Schrittmacher.

Für gewöhnlich gibt es zwei derartige Schrittmacher: Entweder den Pipe Major oder den Drum Major. Der Drum Major läuft mittig vor der Band (CENTER), der Pipe Major in der Regel vorne rechts (RIGHT), nach Ausführung entsprechender Marschfiguren (z.B. Counter March) kann er jedoch auch vorne links (LEFT) stehen.

 

Kommandos

Natürlich könnte man heutzutage die Motivierung einer Gruppe von Mitmenschen zu gemeinschaftlichem Tun folgendermaßen gestalten: "Sehr geehrte Damen und Herren Piper und Drummer! Ich, der Drum Major, bitte sie höflich, nun einen schnellen Marsch zu spielen und dabei auf meinen Takt zu achten." Im Prinzip ist dies auch gemeint, wenn der Drum Major brüllt: "PIPES AND DRUMS! – BY THE CENTER! - QUICK MARCH!" Es ist aber nun einmal so, dass wir als Mitglieder einer Pipeband mit unseren Umgangsformen in einer bestimmten Tradition verankert sind, und diese Tradition beinhaltet, dass knappe und präzise Anweisungen, eben Kommandos, gegeben werden. Und der Major brüllt nicht, weil er sauer ist auf uns, sondern damit er von jedem verstanden werden kann, auch in der letzten Reihe. Gleichzeitig ist das Kommando in gewisser Weise vergleichbar mit dem Einsatz, den der Dirigent seinem Orchester gibt. Und noch etwas: Kommandos werden gegeben, und zwar in definitiver, bestimmter Art und Weise. Sie werden weder gesungen noch geflötet, auch nicht geflüstert, sondern in angemessener Lautstärke erteilt.

Das Marschkommando besteht prinzipiell aus drei Teilen:

  1. Wer wird angesprochen? (Empfänger)
  2. Wer kommandiert? (Sender)
  3. Was wird gemacht? (Botschaft)

Der erste Teil des Kommandos ist daher immer: "PIPES AND DRUMS!", und dies ist nicht nur eine Formfrage (s.u.)!

Der zweite Teil des Kommandos ist immer abhängig von der Position des Kommandierenden. Der Drum Major kommandiert also prinzipiell: "BY THE CENTER!", weil er in der Mitte vor der Band steht. Der Pipe Major kommandiert: "BY THE RIGHT!", wenn er rechts vorne steht oder: "BY THE LEFT!", wenn er links vorne steht. Von diesem Augenblick an orientiert sich die gesamte Band auf ihn, selbst wenn der Pipe Major später durch Marschfiguren auf der Gegenseite landet. Da nicht jeder den Pipe Major sehen kann, orientieren sich die hinteren Bandmitglieder an ihren Vorder- und Flügelmännern; die Aktionen des Pipe Majors gehen also wie eine Welle über die ganze Band, und zwar möglichst zeitgleich.

Der dritte Teil des Kommandos gibt die Art des Marsches vor: Schneller oder langsamer Marsch. Hier gibt es also lediglich "QUICK MARCH!" oder "SLOW MARCH!" - Im Stand (Kreis (Circle) oder Halbkreis (Bühne)) werden schnelle Stücke (z.B. Jigs) unter Quick March und langsame (z.B. Airs) unter Slow March subsumiert, entsprechend angesagt und eingeleitet. Ein Quick March wird von Bass und Tenor mit zwei Dreierschlägen, begleitet von zwei Rolls der Side Drums, eingeleitet, der Slow March von drei bzw. fünf Bass und Tenor Beats, begleitet von einem langgezogenen Roll der Side Drums.

 

Steht die Band und soll nicht marschieren wird statt des "Senders" das Kommando "AT THE HOLD!", "Auf der Stelle!" gegeben. – Wurde die Blockformation aufgehoben, steht die Band z.B. im Kreis, wird zur Auflösung des Kreises und Rückführung in den Block das Kommando "REFORM RANKS!" gegeben.

Somit ergeben sich folgende Kommandos:

Drum Major:

PIPES AND DRUMS! - BY THE CENTER! – QUICK / SLOW MARCH!

Pipe Major:

PIPES AND DRUMS! - BY THE RIGHT! – QUICK / SLOW MARCH!
(selten: PIPES AND DRUMS! - BY THE LEFT! – QUICK / SLOW MARCH!)

Auf der Stelle:

PIPES AND DRUMS! - AT THE HOLD! – QUICK / SLOW MARCH!

Neuformierung:

PIPES AND DRUMS! – REFORM RANKS! – QUICK / SLOW MARCH!"

Der erste Schritt

Wie überall im Leben stellt auch beim Marschieren der erste Schritt das größte Problem dar: Wann und wie soll ich loslegen? Die Antwort auf diese Frage ist schnell gegeben: Nach dem Kommando des Pipe Majors wird beim ersten Schlag der Bass Drum resp. beim Beginn der ersten Rolls der Side Drums der erste Schritt mit dem LINKEN FUSS gemacht. Achtung! Oft wird der erste Schritt ausgeführt wie wenn Rennpferde aus der Startbox gelassen werden: Die Band springt regelrecht vorwärts mit den daraus resultierenden Problemen (Distanz...). Also: Zurückhaltung beim ersten Schritt!

Besser ist es, den ersten Schritt nur mit halber Schrittlänge zu machen: Die Drummer werden dafür dankbar sein! Im Gegensatz zu den Pipern, die ohne jede Behinderung frisch ausschreiten können, klebt den Drummern nämlich ein Klotz am Bein bzw. vor dem Bauch: Die Trommel. Jede Trommel, insbesondere die Side Drum, hat aber eine Masse, die erst einmal beschleunigt werden muss. Wird nun der erste Schritt zu beherzt ausgeführt, wird die Drum hochgeschleudert und kann sich nur langsam beruhigen: Diese Bewegung wirkt sich negativ auf die Qualität der Rolls aus und kann, bei zu forciertem Tempo, sogar dazu führen, dass die Drummer Probleme haben, die Trommel überhaupt zu treffen. Der " Halbe Schritt" zu Beginn führt dazu, dass die Drums sich einschwingen können und dass die Band harmonisch und als einheitlicher Block Fahrt aufnimmt. Der halbe Schritt ist mit dem 1. Gang bei einem Auto zu vergleichen, der ja auch nur zum Anfahren dient.

"Toll! Jetzt muss ich nur noch Informationen zu Schrittgröße und Tempo haben!" Was die Schrittgröße angeht: Hier kann nichts die Übung in der Band ersetzen. Nur so lässt sich ein Gefühl für das richtige Maß entwickeln. Das Maß ist richtig, wenn sich die Band in einem der Musik angemessenen Tempo synchron und harmonisch von der Stelle bewegt.

Tempo

Zum Stichwort "Tempo" folgendes: Hier zeigt sich die Wohltat eines ordentlich gegebenen Kommandos! Der Major sollte das Kommando so geben, dass die ganze Band dadurch schon in Schwingung gerät und so über den Rhythmus des Kommandos gleichzeitig Melodie- und Marschrhythmus in sich aufnehmen kann. Daher ist es wenig sinnvoll, lediglich mit einem "QUICK MARCH!" zu beginnen: Es ist unmöglich, mit nur zwei Silben einen einprägsamen Rhythmus aufzubauen. Auch ist es unmöglich, einen Rhythmus über

"PIPES AND DRUMS! – BY THE RIGHT! - - - Kunstpause - - - Q - U - I - C - K-  M - A - R - C - H*!"

(* = anderes Tempo!)

aufzubauen. Meiner Meinung nach "fliegt der Pfeil" in dem Augenblick, in dem das Wort "PIPES" ausgesprochen wird. Spätestens in diesem Augenblick sollte sich der Pipe / Drum Major über das Tempo im Klaren sein: Die Band wird durch einen Tempowechsel im Kommando nur verwirrt werden, der Einsatz entsprechend breiig ausfallen.

Optimal ist es, wenn der Pipe Major das Tune kurz ansingt, und zwar betont akzentuiert, und dann das Kommando gibt. Hierdurch wird ein Optimum an Ausrichtung erzielt. Schwingt die Band nach dieser Vorgabe, wissen alle schon im Voraus, wann der erste Beat der Bass Drum kommen wird und wann entsprechend der erste Schritt zu machen ist.

Beispiel:

P/M: "Tadiedadammdadammdadadieda... - PIPES AND DRUMS! - BY THE RIGHT! – QUICK MARCH!"

B/D: BUMM - BUMM - BUMM – ( - ) – BUMM - BUMM – BUMM – ( - ) –

P&D: TADIEDADAMMDADAMMDADADIEDA...

Beim Marching ist der Begriff der "Schwingung" in meinen Augen sehr wesentlich: Eine Pipeband ist keine preußische Militärkapelle, mithin wirkt übertriebene Zackigkeit eher lächerlich! Eine gute Hilfe ist vielleicht die Tatsache, dass wir einen Kilt tragen. Nur wenn der Kilt ruhig, d.h. ohne Hektik, gelassen und aufrecht getragen wird, wird er in Harmonie schwingen und so unsere Musik auch optisch aufwerten, und zwar mit "Amazing Grace", mit "verblüffender Anmut". Let it swing!

Und noch etwas ist wichtig: Marching & Discipline müssen so gut geübt sein, dass sie vom Wesentlichen, nämlich der Musik, nicht mehr ablenken. Mit anderen Worten: Das Marschieren muss so selbstverständlich sein wie das Atmen, muss automatisch funktionieren, unbewusst, auf subkortikaler Ebene. Die Hirnrinde (Kortex) muss frei sein für die Musik. Es ist daher eine gute Übung, im Geiste schnell mal zwischendurch den Kilt anzuziehen und dann darauf zu achten, dass er gut schwingt. Und dann kann man, wenn man schon einmal dabei ist, auch schnell den Counter March üben etc. Diese Übung ist unabhängig von der Band zu jeder beliebigen Zeit und an jedem beliebigen Ort möglich: Beim Warten auf den Bus, auf dem Markt, im Büro...

Die letzten Schritte

Hier gibt es zwei Standardsituationen mit den zugehörigen Kommandos:

  1. Die Band marschiert im Block und soll anhalten. Das Kommando "PIPES AND DRUMS! - HOLD!" wird vom Pipe Major so gegeben, dass die Band drei Schritte später auf dem rechten Fuß zum Stehen kommt. Eine Eselsbrücke ist hierbei ein Gedachtes "...und steh still!" , wobei bei jedem dieser Worte noch ein Schritt gemacht wird. Die Folge "P&D! - HOLD! – (...und steh still!)" führt also dazu, dass die Band mit dem dritten Schritt steht, wobei der abschließende rechte Fuß betont kräftig aufgesetzt wird. Aus dieser Position kann später jederzeit wieder marschiert werden.
  2. Soll nach diesem HOLD!-Manöver die Band entlassen werden, lautet das nun folgende Kommando "PIPES AND DRUMS! – TO THE RIGHT! - BAND DISMISSED!", wobei hier das "TO THE RIGHT!" den Befehl zu einer Rechtswende auf der Stelle darstellt und das "BAND DISMISSED!" zur mehr oder weniger chaotischen Auflösung der Band mit folgendem Sturm auf die nächste Theke führt. Es geht nun einmal nichts über einen kühlen Pipers Drink – nach Dienstende, versteht sich...

STAND AT EASE! (Rührt euch!)

Steht die Band, wird auf das Kommando "PIPES AND DRUMS! - STAND AT EASE!" der linke Fuß nach außen geführt, so dass ein stabiler und bequemer, etwa schulterbreiter Stand resultiert. Die rechte Hand liegt hinter dem Rücken am Gürtel mit locker geschlossener Faust. Die linke Hand der Drummer liegt am Kilt. (Abbildung Piper: Pipes down! s.u.)

STAND EASY! (Steht bequem!)

Nach einem "STAND AT EASE!" kann als zusätzliche Erleichterung ein "STAND EASY!"  kommandiert werden. "STAND EASY!" bedeutet nicht, dass die Formation aufgehoben wird und allgemeines Chaos ausbricht: Es bedeutet, dass bequem gestanden werden darf, ohne "rechte Hand hinter dem Rücken am Gürtel", bestimmte Fußstellung und Hand am Kilt. Mit "STAND AT EASE!" und "BAND – ATTENTION!" werden nach einem "STAND EASY!" die Zügel wieder angezogen.

BAND - ATTENTION! (Achtung!)

Auf das Kommando "BAND – ATTENTION!" werden die Füße wieder zum geschlossenen Stand zurückgeführt, indem der linke an den rechten Fuß herangezogen wird. Die rechte Hand der Piper ruht am Kilt. (Abbildung: Pipes Up! s.u.), die Drummer halten Sticks oder Beater einsatzbereit auf dem Trommelfell.

GET READY! (Fertig machen! – "Auf die Plätze...")

Nach dem ATTENTION-Kommando fordert das Kommando "GET READY!" zur Vorbereitung auf das nächste Set auf. Sind die Pipes zu diesem Zeitpunkt unten folgt als nächstes Kommando PIPES UP! (s.u.).

READY! (Fertig!")

Nach GET READY! (...und PIPES UP!) stellt das Kommando "READY!" die Bereitschaft der Band zum Spielen fest. Alle Vorbereitungen sind abgeschlossen, die Band ist READY! Tenor und Bass können ihre Beater gekreuzt hochhalten (...aber nicht lange! ;-), die Sticks der Side Drummer können in Form eines Schnurrbartes gehalten werden. Angemessener ist es aber, die Sticks parallel vor dem Körper in spielbereiter Position zu halten.

 

PIPES UP / PIPES DOWN

Auch das Auf- und Absetzen der Pipes sollte synchron erfolgen. Hierzu gibt der Pipe Major die entsprechenden Befehle, ein Drummer strukturiert durch jeweils drei Einzelschläge (Klick!) den Ablauf.

PIPES UP

Grundstellung: ATTENTION.

Die Pipes befinden sich unter dem linken Arm, die Drones weisen nach vorne, die Bass Drone horizontal. Die linke Hand hält die Bass Drone mit Daumen und Zeigefinger. Zwischen Zeige- und Mittelfinger befindet sich die Blowpipe, zwischen Mittel- und Ringfinger der Chanter. Die rechte Hand liegt am Kilt.

 

 

 

 

"ATTENTION"              

Kommando: "PIPES UP!"

(1. KLICK!) - Rechte Hand greift den Chanter

(2. KLICK!) - Die linke Hand wirft die Drones über die linke Schulter und führt die Blowpipe zum Mund, der selbständig mit dem Aufblasen des Bag beginnt. Gleichzeitig bringt die rechte Hand den Chanter in Position; die linke Hand geht an den Chanter und greift "E"; die rechte Hand geht an den Bag und bringt diesen in optimale Position.

(3. KLICK?) - Die rechte Hand geht an den Kilt.

Anmerkung: Der Chanter wird bewußt hoch gehalten und scharf zur Bag abgeknickt: Dadurch wird einerseits das (stabilisierende) Aufblasen des Bag und andererseits das Umgreifen der linken Hand erleichtert.

PIPES DOWN

 

 

Grundstellung: READY.

Pipes einsatzbereit, rechte Hand am Kilt.

 

 

 

 

Kommando: "PIPES DOWN!"

 

(1. KLICK!) - Die rechte Hand legt Chanter und Blowpipe an die Bass Drone.

(2. KLICK!) - Die linke Hand führt die Drones zusammen, rechte und linke Hand nehmen in einer runden Bewegung die Pipes von der Schulter und führen sie unter den linken Arm. Die Drones weisen nach vorne, die Bass Drone wird in der Horizontalen gehalten.

(3. KLICK!) - Die rechte Hand geht an den Kilt = Grundstellung ATTENTION (s.o.).

Anmerkung: Um unerwünschte Geräusche zu vermeiden sollte der Bag beim Manöver "Pipes down" möglichst leer sein.

Der Circle

Zum Spielen sog. "Standings" – das sind Stücke, die im Stehen gespielt werden - oder auf Competitions stellt sich die Band im Kreis, im Circle auf. Der Kreis wird marschierenderweise aus der Blockformation aufgebaut, wobei von den einzelnen Bandmitgliedern fest definierte Positionen eingenommen werden. Hierbei sind folgende Dinge zu beachten: Der Circle besteht aus drei Teilen: Den Pipern, den Side Drummern und der Midsection, also Bass und Tenor. Die Midsection verbindet Pipes und Side Drums, indem sie den Beat des Pipe Majors verstärkt. Der Beat der Bass Drum muss von allen Spielern eindeutig wahrgenommen werden: Dies ist der Grund für ihre zentrale Position im Circle. Pipe Major und Pipe Sergeant stehen so, dass sie Augenkontakt haben, die Piper so, dass sie dem Pipe Major bzw. dem Pipe Sergeant auf die Finger schauen können. Genau so verhält es sich mit den Drummern und dem Leading Drummer. Die nun folgenden Kommandos sind schwer zu beschreiben: Der Außenstehende wird lediglich das Fußtippen des Pipe Majors wahrnehmen, nicht aber das Heben einer Augenbraue oder ein Runzeln der Stirn. Wie dem auch sei: Der Bass Drummer muss in dieser Situation unbedingt darauf achten, dass er den Fluss dieser unausgesprochenen Befehle nicht unterbricht, indem er mit seiner Trommel die Sicht versperrt.

Circle

P/M = Pipe Major, P/S = Pipe Sergant, P = Piper,
B = Bass-Drum, T = Tenor-Drum, L/D = Leading Drummer, S = Side-Drum

(Grafik nach einer Idee von Jens Krone, Owl Town PB, Peine)

Ein kleiner Tipp für den Competition-Circle: 

World Championship 2002, Glasgow:
 Die Band (Holbaek?) steht im inneren Circle, der Adjudicator außerhalb des äußeren Circle, das "Niemandsland" ist frei.
 Links stehen die Piper, rechts die Drummer, zentral die Bass Drum. 
Man beachte: Der Bass Drummer stellt sich quer, um die Kommunikation zu optimieren.

Wenn ich höre, dass ein übereifriger Kameramann während einer Competition eine Pipeband verunsichert hat, weil er im inneren Kreis (!) Portaitaufnahmen (!) von Pipern gemacht hat, kann ich nur den Kopf schütteln und mich fragen, wozu diese Piper ihren Sgian Dubh in der Hose tragen? ;-)

Abschließende Bemerkungen

Ziel einer Pipeband sollte ein harmonisches Erscheinungsbild sein, wobei die Qualität der Musik absoluten Vorrang hat. Andererseits: Eine exquisit spielende, dabei aber durch die Gegend stolpernde Band wirkt lächerlich und ist kaum besser zu ertragen als eine Band, die zwar mit tollen Uniformen und exaktem Drill auftritt, dabei aber lediglich Katzenmusik fabriziert.

Der richtige Weg ist hier nicht der mittlere - also passable Musik und passables Auftreten - sondern das unermüdliche Streben nach dem Optimum - sowohl im Hinblick auf die Qualität der Musik als auch im Hinblick auf das Gesamterscheinen der Band. Dieser Weg kann nur von engagierten Menschen gegangen werden und bedarf der Begleitung durch kompetente und konstruktive Kritik. Die besten Kritiker aber sind die Juroren bei Pipeband Competitions: Sie geben ihre begründeten Urteile mit Verbesserungsvorschlägen sogar schriftlich! - Will man also eine beständige kompetente Beurteilung der Fortschritte und Defizite der Band, wird man um die Teilnahme an Wettbewerben nicht herumkommen. Dies sollte bedacht werden.


Abbildungen:

"Pickelhaube" (Kaiser Wilhelm II.) aus dem Simlizissimus.
Marschaufstellung, Circle und Foto: HS
Übrige Grafiken aus RSPBA: Tutor and Textbook of RSPBA. Glasgow : RSPBA, 1962.