Benedikt tunig the Pipes

How to...

Tipps zur optimalen Pipe Band Aufstellung



von Benedikt Groh, P/M Clan Pipers Frankfurt

Am Rande der Pipe Band Competition in Lisse, NL 2003 unterhielt ich mich mit Benedikt Groh, dem Pipe Major der Frankfurter Clan Pipers. Schnell kamen wir auf das Thema "optimale Pipe Band Aufstellung" zu sprechen. Benedikt hatte eine Menge wertvoller Tipps auf Lager, da die Zeit aber nicht reichte bat ich ihn, einige Gedanken und Anregungen zu diesem Thema zu Papier zu bringen. Hier das vorläufige Resultat...


Funktionelle Pipe Band Aufstellung

Bei der Pipe Band Aufstellung beachte ich immer zwei Situationen:

  1. An welchen Positionen stehen die einzelnen Spieler in der Marching Formation? und 
  2. Wo stehen die Spieler dann im Kreis?

In der Marching Formation gehören in die erste Reihe gute Marschierer, unabhängig von ihren Qualitäten als Piper. Überspitzt kann man ruhig formulieren: Die Piper der ersten Reihe müssen gut marschieren können und gut aussehen! Gute Marschierer sorgen für ein angemessenes Vorwärtskommen der Band und für den notwendigen Abstand, der die erforderlichen Manöver erst ermöglicht; schlechte Marschierer in dieser Position können das Manövrieren einer Band unmöglich machen. Die musikalische Stütze der ersten Reihen ist der Pipe Major, der rechts außen geht. Die Position des Linksaußen kann vom Pipe Sergeant eingenommen werden, doch dazu später.

Die letzte Reihe besetze ich gerade nicht mit den schwächsten Spielern, da diese Piper von allen davor laufenden Reihen gehört werden. Gute Piper in der letzten Reihe sorgen für Sicherheit und Stabilität. Besonders wichtig sind für mich hierbei die beiden Außenpositionen: Sie stehen im Kreis am Ende des Pipe Corps direkt neben den Drums und bilden so einen Puffer zwischen Pipern und Drummern. Für diese Position braucht man sehr stabile Spieler. Gute Piper in dieser Position stützen nach vorne die Pipes und nach hinten die Drums. Die schwächeren Piper gehören in die Mitte: Hier können sie sich vorne am Pipe Major orientieren, die Piper der letzten Reihe stärken ihnen den Rücken 

Wichtig sind auch die Abstände der Spieler im Kreis. Bei den Clan Pipers praktizieren wir genau eine Armlänge zwischen jedem Spieler, auch zwischen dem letzten Piper und ersten Side Drummer (...die Side Drummer untereinander stehen jedoch noch enger zusammen!). Der Grund: Steht eine Band eng zusammen, vermengt sich der Sound zu einem Gesamtklang, individuelle Spieler sind kaum herauszuhören. Steht sie aber mit großen Lücken da (oft, weil sie glaubt, den inneren weißen Kreis ausfüllen zu müssen),  dann kann der Judge von außen jeden einzelnen genau hören - und natürlich auch alle Fehler, die er macht. Oft sieht man Bands im Competition-Kreis mit riesigen Lücken zwischen Pipe- und Drum Corps stehen: Hier gilt analog das oben gesagte...


...zu großer Abstand ist kontraproduktiv!

Werden in einem Set Harmonien (Seconds) gespielt, sollten diese Spieler im Kreis nicht nebeneinander, sondern über den Kreis verteilt, möglichst einander gegenüber stehen. Sonst hört man die Harmonie nicht an allen Stellen gleich laut. Tipp: Einfach mal um die im Kreis stehende Band herum laufen und auf diesen Punkt achten.

Ansonsten sind natürlich die Grundlagen wichtig, Start (Attacks), Stops (Cutt-Offs) etc. Hier werden viel zu oft leichtfertig Punkte verschenkt. 8-9 Punkte sollte man für einen Start bekommen. Da hilft nur üben, üben, üben und Null-Toleranz.

Zur Quadratur des Kreises

Doch zurück zur Marching Formation, zum Cicle und zum Wechsel zwischen diesen beiden Formationen.

Betrachten wir zunächst die ideale Marching Formation: Der Pipe Major geht rechts vorne, stabile Marschierer bilden gemeinsam mit ihm die erste Reihe. Die letzte Reihe wird von soliden Pipern gebildet, insbesondere die Außenpositionen. Es folgt mittig die Bass Drum, flankiert von den Tenors, danach die Side Drums, der Leading Drummer zur Orientierung in der Mitte.

Marching Formation

Nun geht es an die Quadratur des Kreises: Aus der quadratischen Marching Formation soll der Competition Circle gebildet werden. Eine gängige und leicht praktikable Methode, dieses Ziel zu erreichen, ist der "Reißverschluss": Die mittleren Piper reihen sich vor ihrem äußeren Flügelmann in der äußeren Spalte ein, erste Reihe und Drum Corps beteiligen sich nicht an diesem Manöver.

Reißverschluss

Als Resultat dieses Manövers bildet die Band nun ein Karree.

Karree

Der nächste Schritt besteht nun in der Komprimierung des Drum Corps: Der Bass Drummer tritt etwas vor und kommt so an die Spitze des Dreiecks, das die Drummer schließlich bilden. Die Side Drummer gehen auf Tuchfühlung, die Tenor Drummer nehmen gerade soviel Platz ein wie sie für ihre Aufgabe benötigen. Ziel dieses Manövers ist es, den Pipern bestmögliche Sicht zu verschaffen.

Komprimierung des Drum Corps

Im Kreis angelangt muss nun nur noch die eckige Form gerundet werden. Natürlich gehen die einzelnen Phasen fließend ineinander über: Gut geübt fließt die Band harmonisch vom Quadrat zum Kreis und zurück.

Betrachtet man nun den Circle in Ruhe und mit Bedacht, so wird man feststellen, dass der Kreis der Piper von einem Quadrat stabiler Piper (P/M, P/S, P & P) gestützt wird: Jeder Piper wird einen solchen zuverlässigen Piper finden, dem er auf die Finger schauen kann. Nun zeigt sich auch, warum der Reißverschluss nach vorne gemacht wird: Die "Hinten-Außen-Piper" kommen auf diese Weise im Kreis auf die gewünschte Position zwischen Pipern und Drummern, um hier ihre Pufferfunktion zu erfüllen. Rhythmisch instabile Piper in dieser Position können das Drum Corps irritieren oder umgekehrt von ihm irritiert werden, was dann im Sinne eines Teufelskreises zu unerwünschten Tempoabweichungen ("Formel I") führen kann. Auch die Leading Piper haben unverstellte Sicht auf den Pipe Major und so unbeschränkte Kommunikationsmöglichkeit.

Circle

Der Bass Drummer hat in seiner zentralen Position unverstellte Sicht auf den Fuß des Pipe Majors und kann von allen Bandmitgliedern gut gehört werden: So kann er seiner Funktion als "Verstärker des Pipe Major" optimal gerecht werden. Die Bewegungen von Bass und Tenor Drummern (Flourishing, "Music in the Air") können von Pipern und Side Drummern zumindest im Augenwinkel wahrgenommen werden und so einen Beitrag zur rhythmischen Stabilität leisten.

Der Leading Drummer besetzt eine möglichst zentrale Position, damit die anderen Side Drummer auf seine Sticks sehen können. Auch hier gilt, dass die Schwächeren von den Stärkeren in die Mitte genommen werden. Besteht z.B. das Drum Corps aus drei Fortgeschrittenen (S/D) und zwei Anfängern (S/D), so würde die Reihe der Side Drummer folgendermaßen aussehen:  S/D   S/D   L/D   S/D   S/D.

Die Transformation des Kreises ins Quadrat verläuft schnell und unspektakulär: Wieder bleibt die erste Reihe unverändert, die Piper der mittleren Spalten nehmen ihre Position wieder ein, gemeinsam mit den äußeren Spalten bilden sie so wieder geschlossene Reihen. Die Tenors rücken zur Bass auf, und schon steht der Block wieder. Es folgen Counter March und Verlassen der Competition Area: Fertig!