Highland Wear,
die Kleidung des Schotten


Grundsätzlich gibt es drei verschiedene Formen des Highland Dress:

  • Day Dress,

  • Evening Dress und

  • Full Dress.

Day Dress 

Day und Evening Dress unterscheiden sich im Aussehen nur unwesentlich, dafür aber um so wesentlicher in der Höhe der Kiltmaker-Rechnung. Während der Evening Dress eher für Empfänge und die Oper gedacht ist - und entsprechend edel ausfällt - ist der Day Dress eher als der gute Anzug des Schotten zu verstehen.

Der Kilt

Beim Kilt, dem wohl auffälligsten Kleidungsstück, handelt es sich um einen Wickelrock, der maßgeschneidert seinen Preis hat. Der rückwärtige Teil des Kilts ist fein gefältelt, wobei es die Kunst des Kiltmakers ist, das Tartanmuster trotz der Falten nicht zu unterbrechen. Der vordere Teil des Kilts ist glatt und liegt doppelt. Ein "Kiltpin" in Form einer großen Sicherheitsnadel oder z.B. eines kleinen Schwertes kann den Kilt über dem rechten Knie schließen, beim kräftigen Ausschreiten kann der so geschlossene Kilt aber hinderlich sein. Routinemäßig wird der Kiltpin daher nur in der äußeren Schicht befestigt.

Der Kilt wird durch Lederschnallen und einen breiten Gürtel (Belt) gehalten, der mit einem Koppelschloß (Buckle) geschlossen wird. Der Buckle kann mit der schottischen Distel (Thistle), dem schottischen Löwen (Rampant Lion) oder Ähnlichem verziert sein. Da der Kilt nicht über Rocktaschen verfügt, benötigt man einen "Sporran", eine hufeisenförmige flache Tasche, die mit Hilfe einer um die Hüfte geführten Kette (Chain) vor dem Kilt getragen wird, ungefähr eine Handbreit unterhalb des Gürtels. Die "Flask", eine in Form und Größe dem Sporran angepaßte, d.h. runde und flache Trinkflasche, ist ein überaus nützliches Zubehör: Wer bei hochsommerlichen Temperaturen einen Schützenfestumzug zig-mal musizierend durch den Ort begleitet hat, weiß einen kühlen Trunk aus der Flask zu schätzen. Mit Vehemenz muß jedoch der Behauptung widersprochen werden, Flasks seien prinzipiell mit Whisky gefüllt!

Foot Wear

Unter dem Kilt werden, und das ist sicher, "Hoses" getragen: Knielange Wollstrümpfe, entweder naturfarben oder mit Tartan. Die Hoses werden von Strumpfbändern gehalten, sogenannten "Garter Flashes", wobei diese Strumpfbänder (garter) an den Außenseiten der Unterschenkel auffällig hervorblitzen (flash).

In den Hoses steckt der Sgian Dubh (Sprich: Sgindu). Der Name Sgian (Dolch, Messer) Dubh (schwarz, dunkel) hat zweischneidige Bedeutung: Nach der Niederlage bei Culloden (1746) verfügten die Engländer ein allgemeines Waffenverbot, dass nicht nur Gewehre und Schwerter, sondern eben auch Messer umfasste. Da aber ein Messer ein alltäglicher Gebrauchsgegenstand ist, waren die Schotten dazu gezwungen, ihr Messer am Körper zu verstecken: "Dubh" steht also hier für "dunkel" im Sinne von "versteckt". Im privaten Rahmen, wenn man z.B. den Nachbarn besuchte, wurde das Messer zum Zeichen der friedlichen Absicht aus dem Versteck - für gewöhnlich eine Tasche unter der Achsel - herausgeholt und offen im Strumpf getragen, was gleichzeitig den Vorteil hatte, dass es immer griffbereit war, zum Beispiel um sich ein Butterbrot zu schmieren.

In den späteren Kriegen wurde der Sgian Dubh von schottischen Einheiten natürlich auch als Nahkampfwaffe eingesetzt, vergleichbar zum Beispiel dem Grabendolch des ersten Weltkrieges. Heute ist der Sgian Dubh leider oft zum Dekorationsgegenstand verkommen, ein billiger Plastikgriff in "Holzoptik" mit einer butterweichen Zinnklinge. 

Ich persönlich liebe den Sgian Dubh und die damit verknüpfte Idee: Ein Messer im Strumpf als Zeichen friedlicher Gesinnung - das hat was! Ein liebenswertes Paradoxon...

Die Füße stecken in Gillie Brogues (Gillibrok), kräftigen, vom Bundschuh abstammenden Halbschuhen, in deren Oberleder viele Löchern eingestanzt sind: Ursprünglich ermöglichten diese Löcher beim Durchqueren der Hochlandmoore ein leichteres Ablaufen des Wassers, heute werden die Löcher jedoch nur noch zur Zier angebracht. Die überlangen, an den Enden mit Ledertroddeln versehenen Schnürsenkel der Gillie Brogues werden kunstvoll und dekorativ um die Hoses geschlungen. Es macht Sinn, den hinteren Teil des Absatzes durch ein  Eisen zu verstärken: Mit der Pipe Band legt man doch etliche Kilometer pro Jahr zurück, und das Eisen verhindert zuverlässig die vorzeitige Abnutzung des Absatzes. 

TIPP: Alle Uniformteile können ziemlich unproblematisch per Versand bezogen werden, nicht aber die Schuhe: Sie müssen perfekt passen! Die Gillie Brogues sollten daher unbedingt vor dem Kauf beim Händler anprobiert werden, z.B. am Rande einer Competition. Spätestens beim zweiten Paar Schuhe, dass man am Stand anprobiert, rechnet sich diese Taktik über das so gesparte Porto.

Shirt, Tie und Jacket

Oberhalb der Gürtellinie findet sich zunächst ein schlichtes weißes Hemd (Shirt), dazu eine Krawatte (Tie), die plain (schlicht), im passenden Tartan oder crested, mit dem Clan-Badge (davon später mehr) versehen sein kann. Über dem Hemd wird ein schwarzes Jacket unterschiedlichen Stils getragen, meist "Argyll" oder "Braemar". Das "Prince Charlie" Jacket, eine Art Smoking, wird eher mit dem Evening Dress, selten aber auch mit dem Day Dress getragen.

Headwear

Kommen wir zum Headwear, der Kopfbedeckung. Grundsätzlich gibt es das Feather Bonnet (siehe Full Dress), den Glengarry, ein schwarzes Schiffchen mit rotem Bommel, schwarzer Schläfenschleife und langen Nackenbändern sowie den Balmoral, eine schwarze Baskenmütze mit rotem Bommel, schwarzer Schläfenschleife und langen Nackenbändern. 

Außerdem gibt es jeweils die plain (schlicht schwarz) Version der einzelnen Kopfbedeckungen sowie die "diced" ("gewürfelt") Variante: Am unteren Saum der Kopfbedeckung befindet sich hier ein Band aus roten, schwarzen und weißen Quadraten. Dieses Band signalisiert, dass sich der Träger im militärischen Dienst befindet oder befand.

Ein blau-weiß gewürfelter Saum zeigt an, dass der Träger adelig ist. Ich habe dieses Dice nur einmal gesehen, auf dem Glengarry von Matt MacDonald.

Außerdem wird auf der Schläfenschleife das Clan-Badge getragen, das Clan-Abzeichen aus Zinnguß. Früher wurde das Clan-Zeichen am Schwertgürtel befestigt, heute besteht das Badge daher aus dem Clan- "Wappen" und einem umlaufenden Gürtel, auf dem sich das Clan-Motto befindet.

Hinter Badge und Schleife kann ein Federbusch eingesteckt sein, das "Hackle". Das Hackle hat Signalcharakter und erlaubt aufgrund seiner Farbe schon von weitem die Zuordnung zu einer Gruppe.

Full-Dress

Der Full-Dress, der in Anlehnung an die Militärunifomen zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstand, ist im Gegensatz zum normalen Day Dress natürlich imposant: Weiße Gamaschen an den Füßen, vom Kilt über das eindrucksvolle Jacket zur Schulter aufsteigendes Plaid (Schärpe) und als Krönung das Feather Bonnet, ein Federhut, der der bekannten hohen Pelzmütze englischer Garderegimenter ähnelt. Dazu vor dem Kilt ein mit Pferdehaaren besetzter Horsehair Sporran: Donnerwetter!

     
Der Full Dress wird für gewöhnlich von Militärbands bei repräsentativen Anlässen, z.B. einem Tattoo getragen. Aber auch andere Bands verfügen über derartige Ausstattung, oft dann aber zusätzlich zum Day Dress.