How to tune a Pipe Band

von Benedikt Groh

Pipe Major, "The Clan Pipers" Frankfurt/Main

 

 

2., überarb. Version


An dieser Stelle möchte ich ein paar kurze Anmerkungen zum Thema "How to tune a Pipe Band" oder besser "Pipe Band Sound" im Allgemeinen machen. Persönlich halte ich den Sound einer Pipe Band für einen der wichtigsten Teilaspekte einer professionellen Band Performance. Die saubersten Doublings und die beste Betonung der Stücke nützen rein gar nichts, wenn man sie wegen dem schlechten Sound des Pipe Corp kaum hören kann. Leider gehört meinem Empfinden nach das Stimmen einer Pipe Band zu den Feldern in Deutschland, bei denen noch am meisten mit unpraktikablen Methoden und allenfalls dubiosem Halbwissen gearbeitet wird. Dabei ist es eine Fähigkeit, die - genauso wie jede andere auch - erlernt werden kann.

Ich selber bin seit 3 Jahren Pipe Major der Clan Pipers Frankfurt, war aber auch in den Jahren davor schon für den Sound der Band verantwortlich. Die meisten Einflüsse auf meine Methode, eine Band zu stimmen, hatten Brain Lamond, PM der Dysart and Dundonald Pipe Band und Andy Renwick, PM der Vale of Atholl Pipe Band. Ich hatte das Vergnügen, beide während der Skandinavischen Summerschule kennen zu lernen, wo sie als Lehrer tätig waren. Brian konnten wir außerdem auch für einen Workshop bei den Clan Pipers gewinnen.

Nachfolgend möchte ich auf mehrere Aspekte eingehen, die für das Erreichen eines guten Pipe Band Sounds ausschlaggebend sind. Neben einem hohen Grad an einheitlichem Material sind dies die Auswahl der Chanter Reeds, der Drone Reeds, der allgemeine Zustand der Pipes und eine effiziente Methode, Pipe Chanter und Drones zu stimmen. Diese Erkenntnis kann jeder gewinnen, wenn er sich an denjenigen orientiert, die bereits einen guten Sound haben, nämlich Pipe Bands mit Grad 1 oder 2 Niveau. 

Standardisierung des Materials: 

Einheitliches Material ist heute aus einer modernen Pipe Band, die den Anspruch hat, gute Musik machen zu wollen, nicht mehr wegzudenken. Hierzu gehört ein einheitlicher Satz Pipe Chanter ebenso wie gleiche Chanter Reeds (d.h. Chanter Reeds vom selben Hersteller), Drone Reeds, Watertraps und Bags. Dies ist in den Bands, in denen die Spieler selbst für die Anschaffung ihrer Ausstattung verantwortlich sind, vielleicht ein Problem: Wer seine Sachen selbst bezahlt denkt sicher auch, dass er folglich in der Wahl der Produkte frei wäre. Dem ist aber nicht so! Standardisierung ist eine Grundvoraussetzung für einen guten Sound und in einer Pipe Band sollten die Bedürfnisse des Pipe Corp immer Priorität vor den persönlichen Vorlieben der einzelnen Spieler haben.

Standardisiertes Material bedeutet, dass alle Instrumente gleich klingen und sich während einer Performance gleichmäßig verändern. Besonders letzteres ist ein nicht zu unterschätzender Faktor im Bezug auf die Stabilität des Sounds. Bei längeren Auftritten und insbesondere bei Wettbewerben ist dies von äußerster Wichtigkeit.

Chanter Reeds:

Den Chanter Reeds (CRs) kommt naturgemäß eine Sonderstellung zu. Mit ihnen wird die Melodie gespielt, sie bilden die Grundlage des Pipe Band Sounds. CRs sind deshalb Bandangelegenheit, sie sollten von der Band gekauft und vom Pipe Major verteilt werden. Es kann nicht sein, dass ein Spieler ein schlecht klingendes Reed spielt weil er, aus welchem Grund auch immer, keinen Ersatz besitzt. Man braucht immer eine Reserve guter CRs: Der Pipe Major führt sie mit sich, um bei Bedarf ein schlechtes Reed austauschen zu können. 

Zahlt die Band für die Reeds hat dies weitere Konsequenzen. Der Spieler verpflichtet sich in diesem Fall, noch vorsichtiger mit dem Reed umzugehen als er es ohnehin schon machen würde. Eigenmächtiges Setzen oder sonstige Manipulationen wie Drücken, Feilen oder Wässern sind für den Spieler absolut tabu! Dies ist Aufgabe des Pipe Majors oder desjenigen, der für den Sound der Band zuständig ist. 

Einem guten Reed sollte man seinen Klang sowohl immer anhören wie auch ansehen können. Ist das Reed richtig gesetzt, bilden Low und High A eine saubere Oktave und alle Töne der Skala sind stimmig. Ist dies nicht der Fall wird es aussortiert. Klebeband, um einzelne Noten abzukleben, benutze ich so gut wie nicht. Ist das Holz verschimmelt oder sind Ecken abgebrochen ist dies ebenfalls ein Fall für die Mülltonne. Viel zu oft wird in Bands wichtige Zeit mit Reeds verschwendet, die überhaupt nicht das Potential besitzen, zu einem guten Sound beizutragen.

Drone Reeds:

Gleiche Drone Reeds sind natürlich ebenso eine Selbstverständlichkeit wie gleiche Chanter Reeds. Die klanglichen Unterschiede der Produkte verschiedener Hersteller sind teilweise gravierend wie auch ihre Eigenschaften in Bezug auf Feuchtigkeit, Druckschwankungen etc. Wichtigstes Kriterium ist die Stabilität. Der beste Drone Sound nützt nichts, wenn ich ihn nicht stabil für eine Zeit von 1-2 Stunden halten kann.

Zustand der Instrumente:

Damit sind wir auch gleich beim nächsten wichtigen Punkt. Es ist teilweise unglaublich, mit welchen Instrumenten sich mancher Spieler traut, das Band Practice zu besuchen. Da gibt es Drones, die stoppen, Wicklungen, die sich nur mit der Rohrzange drehen lassen oder sich auf dem Holz mitdrehen und Bags, bei denen die Luft überall hinaus geht - nur nicht durch die Reeds. So etwas in Ordnung zu bringen ist Heimarbeit! Im Band Practice ist dafür keine Zeit.

Es ist die Pflicht eines jeden Spielers, mit einem bestmöglich gewarteten Instrument zur Probe zu erscheinen und dem Pipe Major seine Aufgabe so leicht wie möglich zu machen. Spieler die sich nicht an diesen Grundsatz halten sollten konsequent von der Probe ausgeschlossen werden - bis die oben genannten Mängel abgestellt sind. Schlechte Pipes binden unnötig Ressourcen und tragen nicht zu einem guten Sound bei.

Der Sound einer Band ist die Summe der einzelnen Instrumente: Wenn diese allein nicht gut klingen, kann es auch keinen guten Band Sound geben.

Das Stimmen der Pipes:

Sind alle Instrumente in einem guten und einheitlichen Zustand, kann man sich voll und ganz auf das Stimmen konzentrieren. Wie bei dem benutzten Material ist beim Stimmen der Pipes Einheitlichkeit oberstes Gebot. Die Band fängt gemeinsam mit dem Einspielen an, niemand spielt schon eine viertel Stunde vorher oder kommt eine viertel Sunde später dazu. Es spielen immer entweder alle oder gar keiner. So erreicht man, dass alle Instrumente gleichmäßig warm gespielt werden. Auch ist es ein wichtiges visuelles Zeichen, das man sich als Gruppe versteht.

Sind die Pipes nach zwei bis drei Sets eingespielt kann man sich an das Stimmen der Pipe Chanter machen. Ein Tuner gehört hierbei sicherlich zur Grundausstattung einer professionellen Pipe Band. Wichtiger jedoch als die Frage nach dem richtigen Modell scheint mir der richtige - besser: effektive Einsatz des Tuners. Mir genügt zum stimmen der Chanter nach wie vor ein KORG CA-20.

Ich bin davon abgekommen mit dem Tuner das Low A eines Chanters direkt abzunehmen, um dessen Stimmung herauszufinden. Zum einen empfinde ich die Schwankungen als viel zu groß, um wirklich sicher zu sein und zum anderen hat ein lang gehaltenes Low A meist sowieso nicht viel mit dem Low A zu tun, das man später im Stück hört. Das liegt daran, dass fast alle Piper in einen anderen, flacheren Blasrhythmus fallen, wenn sie nur eine Note halten: Das Low A ist daher in diesem Fall deutlich zu tief ist. Das ist nichts Schlimmes, niemand ist deshalb ein schlechter Bläser, man muss es lediglich in seine Methode, Pipes zu stimmen, mit einkalkulieren.

Ich benutze z.Z. folgende Methode, den "Pitch"* einer Pipe festzustellen: Während der Spieler eine Melodie spielt (z.B. den 2. Teil von "Green Hills", da dieser Teil fast wie eine Tonleiter aufgebaut ist) stimme ich seine Drones. Danach nehme ich mit dem Tuner ganz einfach den Pitch von einer der Tenor Drones ab. Sollte der Pitch nicht mit dem der Band übereinstimmen, wird das Chanter Reed neu gesetzt und die Drones neu gestimmt. Das bedeutet, dass ich den Tuner indirekt zum Stimmen der Pipe Chanter benutze, und zwar über den Umweg der Drones. 

Nachdem man zwei bis drei Pipes gestimmt hat sollte man mit der Band wieder einige Parts March spielen, um ein zu starkes Auskühlen der anderen Instrumente zu verhindern.

* Pitch = Tonhöhe einer Stimme, Tonlage eines Instruments


Wie MacBumm es versteht, als Drummer:  ;-)

  1. Gleiches Material, gute Pflege etc. und die Tatsache, dass das CR heilig ist führen zu einer gemeinsamen Basis (Standard): Die einzelnen Instrumente sind relativ nah zusammen.
  2. Gemeinsames Aufwärmen.
  3. Drones von Spieler A auf dessen Chanter stimmen.
  4. Vergleich des Tenor-Pitch von Spieler A mit dem der Band.
  5. Ggf. Korrektur des Chanter Reeds von Spieler A.
  6. Gleiches Vorgehen bei Spieler B, C, D… führt zu immer genauerem Einkreisen des richtigen Band-Pitch.

Benedict Groh verfasste diesen Text als Reaktion auf eine Diskussion zum Thema Tuning im BAG-Forum (Juli 2004: Erfahrung mit Stimmgeräten?) 

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