Tuning
the
Bass & Tenor

Wichtiger Tipp!


Es ist so lange nicht her, dass das Stimmen meiner Trommel ein Horror für mich war. Dieser Artikel soll zeigen, das die Aufgabe lösbar ist, und zwar ohne "Raketenwissenschaft". Im Prinzip gilt das im Folgenden gesagte auch für Side Drums. Da ich aber keine Ahnung vom Snare-Mechanismus habe, muss ich diesen Bereich natürlich ausklammern.


Tyler Fry ist der Tenor Drummer der 78th Fraser Highlanders, CN und als Mitglied des Music Board der PPBSO ("Pipers & Pipe Bands Society of Ontario") mitverantwortlich für die Ausbildung der Drummer dieses Verbandes. Sein Hauptinteresse und Engagement gilt verständlicherweise der Midsection. Im Sommer 2002 hatte ich das große Glück, ihn im Rahmen der  BAG Summer School als Lehrer zu haben. In dieser Funktion stimmte Ty unsere Bass und Tenor Drums, wobei ich ihm assistieren durfte. Die Arbeit ging zügig und konzentriert über die Bühne, und das Resultat war bestechend: Was für ein Sound!

Inzwischen habe ich nicht nur meine, sondern auch die Trommeln anderer Bassisten nach Ty's Prinzipien getunt: Alle Drums haben dadurch mächtig gewonnen, ich muss allerdings eingestehen, dass meine Resultate noch nicht ganz an die von Ty heranreichen - da fehlt mir noch ein wenig die Routine. Und natürlich bin ich nicht so schnell wie er: Ich brauche Zeit, und die nehme ich mir. Aber ich bin nicht mehr auf fremde Hilfe angewiesen, und meine Resultate sind deutlich besser als die meines Trommelhändlers, der bisher meine Drum stimmen musste, weil ich mich nicht traute!

Ich erlaube mir daher, meine Erfahrungen auf diesem Gebiet weiterzugeben getreu dem alten Chirurgenwort  
          "One see - one do - one teach."
 
Hier geht es mir vor allem darum, die Lücken zu stopfen, die Ty zwangsläufig in seinem hervorragenden Artikel Stimmen der Pipe Band Midsection aus Platzgründen lassen musste: Welche Alternative habe ich z.B. bei der Dämpfung des Trommelfells, wenn die üblichen Filzstreifen zwischen Rahmen und Fell aus akustischen Gründen verworfen werden müssen...


Bevor wir zur Tat schreiten empfehle ich zunächst dringend die Lektüre von Ty's Tuning Artikel: Sie wird das Verständnis meiner Ausführungen deutlich vereinfachen, da sie auf seiner Arbeit basieren!

Alsdann: Der Artikel ist gelesen, das theoretische Fundament damit gegossen. Jetzt werden alle Ängste und Skrupel beiseite geschoben und die Ärmel aufgekrempelt: Ran an den Speck!


Der Arbeitsplatz

Als Arbeitsplatz dient uns ein gewöhnlicher Tisch. Um Schäden an Trommel oder Tisch zu vermeiden, sollte allerdings eine weiche Unterlage (Decke) benutzt werden. Der Tisch sollte sich in einem ruhigen Raum befinden.


Inspektion und Perkussion

Zunächst sollte man die Trommel sorgfältig in Augenschein nehmen und abklopfen. Inspektion und Perkussion der Trommel ermöglichen uns nicht nur das frühzeitige Erkennen von Beschädigungen, sie liefern uns auch Informationen über Normabweichungen (z.B. lockere Teile), die für Missklänge verantwortlich sein können. Außerdem ist es eine gute Übung, vor dem Öffnen der Trommel Überlegungen über mögliche Probleme und Problemlösungen anzustellen, um diese dann nach dem Öffnen bestätigen oder verwerfen zu können: Schließlich wird die Trommel nicht jeden Tag geöffnet, und auf der Basis der Erfahrungen, die man auf diese Weise sammelt, kann in Zukunft kompetenter und leichter entschieden werden, ob ein Missklang die Öffnung der Trommel erforderlich macht oder nicht.

Wie bei allen Problemen gilt jedoch auch hier die Regel: It is safer to look and see than to wait and see. (Sir Cuthbert Wallace, Engl. Chirurg: Es ist besser, nachzusehen als abzuwarten!) - Probleme haben bedauerlicherweise die Tendenz, sich nicht von allein zu lösen: Treten sie auf, müssen sie angepackt werden. Und wenn sie sich in unserem Fall nicht durch Manipulationen am Äußeren der Trommel lösen lassen, dann muss man sie halt aufreißen.

Doch zurück zu Inspektion und Perkussion:

Nach diesen beiden Schritten haben wir einen recht guten Überblick über die halbe Trommel: Über die Oberfläche. Und der eine oder andere Gedanke wird in unserem Gehirn anklopfen. Wir sollten uns ein wenig Zeit nehmen und diesen Gedanken Raum geben. Es ist auch keine Schande, sich auf einem Zettel kurze Notizen zu machen über Beobachtungen, Vermutungen, Befürchtungen. Nichts ist schlimmer als die Trommel auf den Tisch zu knallen, sie aufzureißen und "fertig" zu machen. Wo bleibt da der Kontakt zum Objekt, wo bleibt da der Lerneffekt!


Der Kessel

Mit dem Schlüssel werden nun die Schrauben der Verspannung gelöst, entweder ganz oder - wenn die Möglichkeit besteht, einen Akkuschrauber einzusetzen - nur eine halbe Drehung, den Rest erledigt dann der Schrauber. Eine Reihenfolge beim Lösen der Schrauben muss nicht beachtet werden. Der Spannring mit den Schrauben wird abgenommen, ebenfalls das Trommelfell. 

Tipp:
Die Spannschrauben der Andante sind mit einem Inbus® Sechskant ausgestattet. Man kann daher einfach den kurzen Schenkel eines passenden Inbusschlüssels absägen und den langen Schenkel in den Akkuschrauber spannen. 


Öffnung der Trommel: Manuell oder...


...maschinell.

So, wir haben es getan! Wir haben es gewagt, die Trommel zu öffnen! Und was werfen wir als erstes hinein?

 Richtig! Einen Blick!

Erneut wird die Trommel sorgfältig inspiziert und abgeklopft, diesmal aber von innen. Und nicht das Staunen vergessen: Es gibt Dinge... ;-)

Zwischen Rahmen und Fell eingebrachtes Dämmmaterial wird entfernt, danach die Trommel gewendet und das Vorgehen auf der anderen Seite wiederholt. Nun werden ggf. vorhandene Dämmmaterialien aus dem Trommelkessel entfernt. Das Resultat: Der nackte Trommelkessel liegt vor uns auf dem Tisch.

Erneut untersuchen wir die Trommel auf Schäden und Missklänge, vergleichen das Resultat der Untersuchung mit unseren Vermutungen, die wir zuvor angestellt haben - und sind danach vermutlich um einiges schlauer. Schäden werden repariert wenn möglich, Missklänge werden auf jeden Fall beseitigt: Mal ist es nur eine lockere Schraube, mal ein loses Teil, dass durch unterlegen von etwas Filz befriedet werden kann.  Wir klopfen und richten also, bis Ruhe im Kessel eintritt.

Der Kessel ist Resonator -
er macht kein eigenes Geräusch! 

Tipp: 
Alle Schrauben werden routinemäßig angezogen!


Beispiel:

In diesem Fall hatte sich z.B. einer der Blechstreifen im Trommelinneren von der werksseitigen Verklebung gelöst und schepperte fürchterlich. Zwei untergeschobene Filzstreifen machten Schluss mit dem Lärm, das Ergebnis wurde mit Klebestreifen fixiert.

Kleine Ursache, große Wirkung, simple Problembeseitigung.


Die Reinigung

Als nächstes wird die Trommel gründlich von innen und außen gereinigt. Eine milde Seifenlösung (Spülmittel) besorgt in meinem Fall dieses Geschäft. Wer aber keinen Kunststoffkessel hat wie ich sollte vorsichtig sein. Dies gilt natürlich besonders dann, wenn Lackschäden das Eindringen von Feuchtigkeit in das Holz ermöglichen. Putzen ist übrigens eine wunderbare Möglichkeit, intensiven Kontakt mit der Oberfläche eines Gegenstandes zu bekommen. So betrachtet wird das Putzen der Trommel zu einer erweiterten Untersuchung. ;-)

Natürlich werden auch Spannring und Schrauben kontrolliert und auf Fordermann gebracht: Schließlich wollen wir ja eine Beschädigung des Fells vermeiden. Besondere Aufmerksamkeit sollte man aber den Schrauben widmen: Fünf Minuten Arbeit an den Schrauben können das Leben ungemein erleichtern und angenehm machen...

Man glaubt nicht, was für ein Dreck sich an den Schrauben festsetzt. Mit einer Messingdrahtbürste werden die Schrauben gereinigt. Noch besser ist es natürlich, eine Tellerbürste in die Bohrmaschine zu spannen und hochtourig die Schrauben zu polieren. 

(Der Schein trügt: Die Tellerbürste auf dem Foto
dreht sich mit 3000 Umdrehungen pro Minute! ;-)

 

Der Unterschied zu schmutzigen Schrauben ist gravierend: Die polierten Schrauben gleiten durch das Muttergewinde, dass es die schiere Lust ist. Dies bringt natürlich beim Tunen enorme Vorteile mit sich - kein Knacken, kein Widerstand, kein Zahnradphänomen*, sondern sanftes Stimmen mit  Fingerspitzengefühl.

*Das "Zahnradphänomen" ist eigentlich ein Symptom des Morbus Parkinson: Bewegungen können nicht mehr fließend, sondern nur noch ruckartig ausgeführt werden. Ähnlich verhalten sich schmutzige Schrauben.

Nach dem Reinigen werden die Schrauben leicht mit einem guten Waffenöl (z.B. "cito WaffenOel" - Ballistol ist da nicht so gut...) geölt. Vorteile eines derartigen harz- und säurefreien Öles sind neben der Wirkung als dauerhaftes Gleitmittel und als Korrosionsschutz auch die Tatsache, dass Farben, Lacke etc. nicht angegriffen werden.

Last but not least wird durch das Öl die erneute Verschmutzung verzögert und die nächste Reinigung erleichtert.

 

Die Dämpfung

a) "Sandwich"

Es ist eine Binsenweisheit, dass die Trommelfelle von Bass und Tenor Drums gedämpft werden müssen, wenn ein guter, warmer Klang erzielt werden soll. Hierzu werden Filz- oder Schaumstoffringe oder Filzstreifen benutzt, die zwischen Trommelfell und Kessel gespannt  oder so im Kessel fixiert werden, dass ein Dämpfungseffekt eintritt. Manche Trommelkessel sind auch komplett mit Schaumstoff ausgekleidet. Ty erklärte mir, dass all diese Lösungen nicht optimal seien: Der Kessel als Resonanzraum müsse leer sein, um seiner Aufgabe gerecht werden zu können. Auch dürfe der Kontakt zwischen Trommelfell und Kessel nicht unterbrochen werden, da ansonsten die Trommel nicht richtig schwingen könne.

Hier sehen wir ein Beispiel für eine derartige Dämpfung: Ein breites Gummiband wird wie eine mathematische Sehne über den Kesselrand gespannt und festgeklebt.
Über Gummiband und Kesselrand wird dann das Dämmmaterial gelegt.

Dann wird das Trommelfell montiert und so das ganze "Sandwich" zusammengehalten. Die Kontakt zwischen Trommelfell und Kessel wird auf diese Weise um ca. 30% reduziert.


b) Patch / Pflaster

Stellen wir uns das Trommelfell als Uhr vor. Die Tenor wird mittig geschlagen, die Bass schlagen wir mehr oder weniger vertikal, also ungefähr auf der Linie 12 Uhr - 6 Uhr. Nach Ty's Methode wird die Dämpfung bei der Bass bei 3 Uhr und bei 9 Uhr angebracht, und zwar direkt auf dem Fell als "Patch" (Flicken) oder Pflaster. Bei der Tenor wählen wir eine Stelle, die sowohl vom Rand als auch von der Mitte ausreichend weit entfernt ist. Auch hier wird das Resultat unserer Suche nach einem geeigneten Platz für die Dämmung bei 3 Uhr oder 9 Uhr enden.
Natürlich nehmen wir für die Dämpfung nicht wirklich einen Flicken, wie der Begriff " Patch" nahe legt, sondern bei einer 28 Zoll B/D pro Fell  zwei Filzstreifen von 10 x 40 cm , die wir auf 10 x 10 cm zusammenfalten (Von der Masse her entspricht dies bei meiner Andante ungefähr dem werksseitig eingebrachte "Sandwich", wenn der Filz ca. 2mm dick ist.).  Bei der Tenor gestalten wir den Patch natürlich etwas zierlicher: Hier ist pro Fell ein Streifen von 5 x 8 cm, gefaltet auf 5 x 2 cm völlig ausreichend.

Tipp:  
Es können natürlich auch die vom Produzenten zwischen Kessel und Fell eingebrachten Dämmmaterialien recycelt werden.

Der Filz wird nicht locker aufgeklebt, sondern durch einen Helfer fest an das Fell gepresst. Hierfür benutze ich mittlerweile einen Korkblock. Mit breitem Textilklebeband (5 cm) wird nun dieses Patch  auf das Fell geklebt, allerdings nicht nach Art eines Wundschnellverbandes in Form von zwei Klebestreifen, kreuz und quer und ab dafür! Die Klebestreifen kommen dachziegelartig überlappend zum Einsatz, so dass zum Trommelinneren eine geschlossene Klebebandoberfläche resultiert. Hierbei ist sowohl auf ausreichende Überlappung als auch auf ausreichenden Überstand zu achten: Das Trommelfell ist innen sehr glatt, zusätzlich muss mit Trennmittelrückständen gerechnet werden, die die Qualität der Klebung reduzieren können.
Seitdem sich einmalig die Patches (alle!) gelöst haben, weil ich zu sparsam mit dem Klebeband war, und ich daher 14 Tage nach der ersten Reparatur erneut an die Arbeit musste, achte ich heute auf einen allseitigen Überstand von wenigstens 5 Zentimetern. Die erforderliche Länge der Klebestreifen beträgt also bei einem 10 x 10 cm Patch  
20 Zentimeter. Auf den ersten Blick hat man dann eine riesige Klebefläche im Trommelinneren, aber es sind ja nur die Ränder, die für die Verbindung sorgen!

Das Resultat unserer Bemühungen zeigt mit soliden Pflastern versehene Trommelfelle.

Bei halbtransparenten Trommelfellen können die Patches durchscheinen, was aber durch die Beschriftung der Trommel mit dem Bandnamen und Logo kaschiert werden kann.

Von größerer Bedeutung ist hingegen der richtige Abstand der Patches vom Rand und die Qualität der Unterlage beim Verkleben:

  • Bei harten Untergrund wird die Aufbringung der Patches keine Auswirkung auf die Oberfläche des Trommelfells haben.
  • Ein weicher Untergrund (Decke!) wird zu einer leichten Ausbeulung des Trommelfells führen. Dies stellt kein Problem dar, wenn man das Patch ausreichend weit vom Rand aufgeklebt hat. Beim späteren Tunen kann die diskrete Verwerfung in der Oberfläche mehr geahnt als gesehen werden und stellt so durchaus eine Hilfe beim Tunen dar: Gedämpfte Stellen klingen anders als ungedämpfte. Wurde aber das Patch sehr nah am Rand des Trommelfells aufgeklebt, kann es Probleme beim Stimmen mit dem DrumDial geben. Doch dazu später.

c) Ring I

Bei der Ring-Dämpfung wird ein Schaumstoffstreifen von innen an den Kesselrand geklebt, wobei diese Verklebung nicht bündig abschließt: Der Schaumstoff ragt ca. 4mm über den Kesselrand hinaus. Anschließend wird das Trommelfell aufgesetzt und angezogen. Mit zunehmender Spannung presst das Fell gegen den Schaumstoff und wird so gedämpft. 

Die Ring-Dämpfung kann ohne Probleme mit z.B. dem DrumDial gestimmt werden.

Vielen Dank an Eric Ringelspacher von den Scottish Volunteers für die Fotos.


d) Ring II (Evans)

Last but not least gibt es ein neues Fell, dass zwischen Patch- und Ring-Dämpfung vermittelt: In den Rand des Felles ist eine ringförmige Tasche eingebaut, die mit Dämpfungsmaterial beschickt werden kann. In Ellwangen hatte ich erstmals die Gelegenheit, eine mit diesen Fellen bespannte Drum zu stimmen, und ich erzielte den mit Abstand besten Sound. Hier scheint die Zukunft zu liegen... 

Wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten: Von Nachteil ist zweifelsohne der hohe Preis der Evans-Felle. Aber auch hier gilt: Qualität hat ihren Preis.

Nach dem Ellwangen Tattoo 2003, bei dem ich die Gelegenheit hatte, fünf der sechs Bass Drums zu stimmen, entspann sich folgender Briefwechsel zwischen Martin Adolf von den Hohenlohe Highlanders und mir:


d) Ring III (Hosbilt)
Auf den World Pipe Band Championships 2003 habe ich zwei Dinge beobachtet: Ca. 80% der Grade I Bands spielen Hosbilt Bass und Tenor Drums, und die sind nicht mit durchgehenden Schaumstoffringen, sondern mit einzelnen halbrunden Schaumstoffstücken gedämpft, die jeweils auf halber Strecke zwischen den einzelnen Spannschrauben am Kessel fixiert sind.

Craig Guyer, Bass Drummer der Shotts & Dykehead Caledonia Pipe Band (World Pipe Band Champion 2003) und World Bass Drumming Champion 2002, hat zum Thema Bass Drum Tuning einen Text verfasst, der diese Dämpfungsvariante sehr gut beschreibt. (Diesen Link würde ich unbedingt öffnen: Der Text und vor allem die Zeichnungen (s.u.) stellen eine gute Ergänzung zum nun Folgenden dar!)

 

 
Uns so sieht dann die Hosbilt-Dämpfung aus: 
Als Dämpfungsmaterial wurde die Schaumstoffqualität "35 N" gewählt - sie leistet ja schon beim Beater gute Dienste. Für die Bass werden "Halbkreise" zugeschnitten (macht der Schaumstofflieferant): Der Kreisradius beträgt 6 cm, die gerade Basis jedoch nur 10 cm - hier ist also vom Halbkreis eine kleine Scheibe abgeschnitten worden. Die Materialdicke beträgt 5 cm. Bei den Maßen habe ich mich an der Vorgabe der Hosbilt orientiert: Was soll ich das Rad neu erfinden...

Auf dem Foto links kann man zwei Dinge gut erkennen:

  1.  Im Bereich des Verstärkungsringes ist der Schaumstoff entsprechend ausgeklinkt und 
  2. der Schaumstoff ragt nur minimal (4 mm!) über den Kesselrand. 

 
Hier eine Übersichtsaufnahme vor der Montage der Trommelfelle. 

Nebenbei: Es handelt sich hier um die Bass der Baggad Housard, ein schönes Beispiel für eine erfolgreiche Reanimation: Eine alte, völlig zerprügelte Schützenfest-Bass (abgestaubt) wurde komplett demontiert, neu lackiert, mit der Hosbilt-Dämpfung und neuen Fellen ausgestattet, ordentlich getunt und dann mit dem MacBumm-Beater gespielt: Eine herrliche Bass mit herrlichem Sound für ein paar Mark fuffzich... Und sie hat einen Liebhaber gefunden: Kaum war sie fertig, hatte die Band einen Bass Drummer!

 
Bei der Tenor werden kleinere, kreisrunde  Elemente mit 6 cm Durchmesser und 5 cm Schichtdicke verarbeitet. Auch hier wird wieder eine Klinke eingebracht, wenn der Kesselrand einen Verstärkungsring aufweist.

Bei der Hosbilt Tenor sind beide Felle gedämpft - für meine Ohren zuviel des Guten. Bei der Tenor würde ich zunächst nur das Schlagfell in Hosbilt-Manier dämpfen: Das Resonanzfell soll eigentlich frei schwingen können. Wem dieser Sound nicht zusagt, der sollte zunächst mit einem von außen aufgebrachten Patch versuchen, ob sich so der Sound der gewünschten Vorstellung annähern lässt. Hier kann mit unterschiedlich großen Patches in unterschiedlicher Position frei experimentiert werden. 

Einige abschließende Tipps zur Hosbilt-Dämpfung:


Bewertung der verschiedenen Dämpfungsmethoden (Versuch)

1. Die Sandwich-Dämpfung lehne ich grundsätzlich ab: Sie töten jeden Klang. Daher ist es grundsätzlich mein erster Schritt nach dem Öffnen einer Drum, sämtliche Elemente zu entfernen, die im Sinne einer Sandwich-Dämpfung wirken. Oft bringt diese Tat allein eine Trommel wieder zum Leben. Ein schönes Beispiel hierfür ist eine Lefima, die mir vor kurzem in die Hände kam: Zusätzlich zur werksseitig eingebauten Ringdämpfung war ein Handtuch (!) auf einer Seite eingespannt worden: Die Trommel war tot. Lediglich die Entfernung des Handtuchs und ordentliches Tunen brachte strahlenden Sound.

2. Die Patch-Dämpfung betrachte ich inzwischen als Provisorium: Mit wenig Aufwand gute Ergebnisse erzielen ist eine feine Sache. Nachteil dieser Dämpfung ist, dass das Tunen mit dem Drum Dial/Tension Watch gestört werden kann. Patches auf transparenten/halbtransparenten Fellen beleidigen das Auge, dauerhaft sind sie nur auf auf blickdichten Fellen einzusetzen. Wirklich blickdicht sind aber nur schwarze Felle, und die sind dem Tuner ein Graus, weil sie sich so leicht verstimmen: "Sie fangen die Sonne." Die Entscheidung, eine Patch-Dämpfung einzubringen, sollte also sehr sorgfältig geprüft werden: Die Einbringung einer Ringdämpfung ist nur mit geringen Mehraufwand verbunden.

3. Die Ringdämpfung, in welcher Form auch immer, stellt in meinen Augen das Optimum dar. Nichts stört den Kontakt zwischen Fell und Kessel, die Dämpfung ist gleichmäßig verteilt, die Arbeit mit Drum Dial oder /Tension Watch wird nicht beeinträchtigt.

 


Die Montage

Jetzt sind wir eigentlich soweit, dass wir die Trommel wieder zusammenbauen können. Was haben wir gemacht? Zunächst einmal haben wir uns schlau gemacht, klar. Dann haben wir allen Mut zusammengenommen und die Trommel geöffnet, nachdem wir sie von außen auf Schäden und Probleme hin untersucht haben. Dann haben wir einen Blick hineingeworfen. Wir haben alle Dämmmaterialien entfernt, die Trommel gründlich von innen untersucht und Probleme zuverlässig beseitigt. Die Trommel und ihre einzelnen Teile wurden gründlich gereinigt, die Patches ordentlich auf den Trommelfellen fixiert. Jetzt können wir eigentlich den Laden wieder dicht machen... Doch bevor wir das tun werfen wir was in die Trommel hinein?

Richtig! Einen Blick!

Wir vergewissern uns abschließend, das tatsächlich alles in dem Zustand ist, den wir erreichen wollten. Besser, wir schauen jetzt noch einmal ordentlich nach, als mit einem Gefühl der Unsicherheit auf neue Probleme zu warten. 

"Deubelschlach nochmaol: Da ist meine Brille! Und ich such und such..." ;-)
Nicht vergessen: "It's better to look and see but to wait and see!"

Und jetzt Klappe zu und Affe tot? - Nein, noch lange nicht! "Wer gut schmiert, der gut fährt!" Diese alte westfälische Weisheit gilt nicht nur für Räder und korrupte Beamte, sondern auch für Leute, die sich mit dem Stimmen von Trommeln beschäftigen.

Ein wenig Fett (Vaseline) auf dem Trommelrand dünn und gleichmäßig aufgetragen...
...sorgt dafür, dass das spätere Stimmen der Trommel wie geschmiert läuft.

Und natürlich bekommen auch die Gewinde der Spannschrauben am Kesselrand ihr Fett weg. Zwar sind die Schrauben poliert und geölt, aber besser ist besser...

Und jetzt wird vorsichtig das Trommelfell aufgelegt, dann der Spannring, und dann werden die Schrauben vorsichtig mit der Hand angezogen.

Tipp:
Man sollte die Schrauben zunächst exakt auf das Gewinde setzen und mit dem Schlüssel unter leichtem Druck gegen den Uhrzeigersinn drehen. Erst, wenn es deutlich knackt, wird die Schraube richtig herum angezogen. Auf diese Weise ist garantiert, dass die Gewinde von Schraube und Mutter wirklich korrekt ineinander gleiten.


Das Stimmen

Endlich! Endlich kommen wir zum Stimmen. Welche Werkzeuge brauchen wir? Her damit!

 - Spannschlüssel
 - DrumDial
 - Markierungspunkte
 - Korg DT-3
 - Stimmgabel
 - Bass Beater
 - Tenor Beater

Tuning der Spannung

Eigentlich kommen wir mit erstaunlich wenigen Hilfsmitteln aus. Anfangs brauchen wir lediglich Spannschlüssel und DrumDial. DrumDial? Was ist das nun wieder? Ein äußerst hilfreiches Werkzeug! 

  • Ein definiertes Gewicht wird in definiertem Abstand zum Trommelrand auf die Oberfläche des Trommelfells gesetzt. 

  • Je nach Spannung des Trommelfelles an dieser Stelle wird es durch die Belastung mit dem Gewicht mehr oder weniger stark ausgelenkt. 

  • Hat man nun einen Messfühler, der diese Auslenkung registrieren kann und eine Messuhr, die diese Auslenkung anzeigen kann - tja: Dann hat man ein DrumDial.

Das DrumDial misst also exakt das, worum wir uns bemühen: Die Spannung des Trommelfells. 

Es folgt ein kleiner Exkurs über das Schwanzwedeln von Hunden:
Natürlich kann ich zum Zweck des Trommelstimmens auch andere Parameter heranziehen, z.B. das Drehmoment der Spannschrauben. Ist nun aber Schraube A schmutziger als Schraube B, so wird der Drehmomentschlüssel hier früher den eingestellten Wert erreichen und "durchrutschen". Habe ich hingegen die Schrauben poliert und gefettet, wird das Drehmoment viel später erreicht und das Trommelfell entsprechend viel straffer gespannt werden: "Hoppla! Ich wollte eine Bass, keine Tenor!" Ich kann natürlich auch die Länge der aus dem Gewinde schauenden Schraube messen. Stimmt man aber mit dem DrumDial, wird man vermutlich überrascht sein, was für unterschiedliche Schraubentiefen für eine gleichmäßige Spannung erforderlich sind. Mit anderen Worten: Wenn ich mit einem Instrument exakt das messen kann, was ich messen möchte, dann sollte ich es auch benutzen. Das Schwanzwedeln eines Hundes erfreut zwar das Herz, die Aussagekraft dieses Wedelns über die aktuelle Stimmung meiner Trommel geht aber leider gegen Null.

Merke: Hundeschwänze sind als Messinstrumente beim Trommeltuning nicht geeignet. ;-)

Zurück zum Thema:
Mithilfe des DrumDial kann schnell und bequem die Trommel "in sich" gestimmt werden: Ich muss lediglich dafür Sorge tragen, dass an allen Spannschrauben die gleiche Trommelfellspannung besteht. Das Schöne dabei: Diese Arbeit kann ich um Mitternacht in einem Mietshaus machen, da sie absolut still über die Bühne geht. Ich muss die Trommel nicht - wie bei der "Klopf & Hör"-Methode - nach jeder Verstellung anschlagen, um den Effekt zu überprüfen.

Vom Hersteller habe ich die Erlaubnis bekommen, die Gebrauchsanleitung zu übersetzten und zu veröffentlichen. Die sollte man dann jetzt am besten schnell 'mal lesen:

Gebrauchsanleitung DrumDial

So! Alles klar? Das Gerät kann ohne Probleme per Fax oder Mail direkt beim Hersteller bestellt werden. Glücklicherweise ist er noch nicht auf die Idee gekommen, es sich mit Gold aufwiegen zu lassen: Mit ca. 105,- US-$ inklusive Versand kommt man mit ihm ins Geschäft. Es dauert ungefähr eine Woche von der Bestellung bis zur Lieferung. Kurze Zeit später wird man dann ein höfliches Schreiben der Transportfirma bekommen, in dem um die Begleichung von Zusatzkosten (Zoll, Steuer etc.) in Höhe von ca. 34,- € gebeten wird. Summa summarum kostet das DrumDial also ca. 140,- €. Ein stolzer Preis, zugegeben, aber gutes Werkzeug hat nun einmal einen guten Preis. Und weiter im Text...

Zunächst werden also orientierend die beiden Felle in den jeweiligen Zonen durchgemessen, nur, um über den allgemeinen Zustand informiert zu sein. Dann geht es daran, die Spannung langsam und gleichmäßig  zu erhöhen. Glaubt nicht, ihr könntet nur eine Schraube verstellen! Zieht ihr eine Schraube an, hat dies zumindest Auswirkung auf die beiden Nachbarschrauben. Gewöhnt euch von vornherein an die Idee von den drei Schrauben und geht langsam und systematisch vor. Zieht eine Schraube an, kontrolliert die Spannung bei den beiden Nachbarn und springt dann erst weiter.

Es ist sehr angenehm, von unten nach oben, also von niedriger zu hoher Spannung zu arbeiten. Umgekehrt ist das Spiel etwas umständlicher. Sei also vorsichtig und nicht zu schnell! Eile mit Weile: Ist man über das Ziel hinausgeschossen, musst man mit einem höheren Zeitaufwand rechnen. Wer sich beeilt - braucht länger: Es ist eine klassische Hase und Igel - Geschichte... ;-)

Wenn ich bei der ersten Messung z.B. einen Wert von 60 bekomme (das ist ganz tief im Keller) und ...
... wenn ich weiß, das ich in den Bereich zwischen 75 und 80 muss, ...
... dann strebe ich zunächst nur in Richtung 70, weil ich dann unter Umständen schon teilweise im richtigen Bereich liege.
Gehe ich aber zu forsch vor, dann beginnt das Gehampel mit dem Downtunen. Der Berg will also langsam und ruhig bestiegen werden!

Es werden nun verschiedene Phasen durchlaufen: Das anfangs wellige Fell wird auf die zunehmende Spannung mit unterschiedlichen Wellenmustern reagieren. Dann wird es sich gleichmäßig straffen, und dann wird auf leichtes Fingertippen ein Klang entstehen. Dank der dem Gerät beigefügten Tabelle (auch auf der DrumDial-Homepage abgebildet) weiß man ungefähr, in welche Richtung man muss. Es ist aber natürlich keine Schande, zwischendurch einmal mit dem Beater auf das Trommelfell zu schlagen - vorausgesetzt, man befindet sich nicht um Mitternacht in einem Mietshaus... ;-)

Tipp:
Ein sehr nützliches Hilfsmittel sind diese kleinen roten Klebepunkte aus dem Schreibwarengeschäft: Ich liebe sie! Mit ihrer Hilfe kann man schnell die Schraube mit der höchsten Spannung markieren, oder die mit der niedrigsten, oder was auch immer. Wirklich sehr hilfreich, diese Punkte!

Tipp:
Die Einheiten des DrumDial haben keine Dimension, keine Maßeinheit: Sie sind völlig willkürlich. Wir reden also nicht von Gramm pro Quadratzentimeter oder Kilometer pro Stunde, sondern von 74 oder 83. Es ist müßig, hier schlaue Bücher zu wälzen: Reden wir meinetwegen von "83 Kleinhühnerfaust"... ;-)

Aber dann kommt der Augenblick: Die Trommel ist "in sich" gestimmt!  

Weißt du eigentlich, was das bedeutet?

Sie fängt an zu singen!

Nimm sie einmal vor den Bauch und schlage ein paar schnelle Schläge: Was für ein Sound! Was für eine Vibration! Absolut nicht zu vergleichen mit einer irgendwie auf irgendeine Stimmung gebrachten Trommel. Es macht einfach Spaß, auf so einer Trommel zu spielen, und die Jungs in der Band werden die Ohren spitzen! Die Ohren spitzen? Nein, das trifft es eigentlich nicht! Es ist vielmehr der Bauch, der diesen Sound wahrnimmt. "Die Trommel geht durch Mark und Bein!" kommentierte ein Zuhörer anerkennend.


Tuning des Tones

Ja, und dann? Dann nimmt man sich ein gutes elektronisches Stimmgerät. Tyler Fry empfiehlt den Korg DT-3, und diese Empfehlung sollte man unbedingt befolgen: Der in Pipebands weitverbreitete Korg CA-30 ist zumindest bei der Bass Drum deutlich überfordert. Statt - wie mit dem DT-3 - proper, einfach und schnell zu messen, muss beim CA-30 wegen instabiler Messwerte wieder und wieder gemessen werden. Dieses Verfahren ist äußerst zeitintensiv, das Resultat trotzdem unbefriedigend. Der Grund laut Auskunft eines renommierten Musikhauses (Feldmann, Hamminkeln): Der DT-3 kann über 8 Oktaven exakt messen, der CA-30 jedoch nur über 2 Oktaven; im hohen und tiefen Frequenzbereich "geht er in die Knie". Für die Pipes ist der CA-30 daher vom Preis/Leistungsverhältnis ideal, für die Drums aber nicht brauchbar. Die Produktbezeichnung DT-3 (Digital Tuner – 3) hängt vermutlich damit zusammen, dass er fast dreimal so teuer wie der CA-30 ist - ca. 84,- €... ;-)

Der Tuner wird am besten auf das Low A (= Bb) der Referenz-Bagpipe in der Band geeicht; danach stellt man bei der Bass einfach in kleinen Schritten ein "A"  ein. Ist das Gerät nicht auf die Pipes geeicht sondern auf den Kammerton A, dann stellt man das Bb ein, indem man die Bass auf 50 Cent über dem A stimmt. 


Tipp:
Mit dem Low A der Referenz-Bagpipe ist es wie mit Fisch: Es sollte frisch sein... ;-) Ist man sich nicht sicher, auf welche Referenztonhöhe der DT-3 nun geeicht ist, reicht eine einfache Stimmgabel, um wieder sicheren Boden unter die Füße zu bekommen: Der Kammerton wird abgenommen und weiter geht es wie oben beschrieben.


Ist dieser Zustand erreicht, wird dies durch drei leuchtende Dioden angezeigt: A, # und +50 Cent. Es kann auch geschehen, dass B und -50 Cent angezeigt wird bzw. dass das Gerät zwischen diesen beiden Anzeigen hin und her springt. Es ist wie bei der Diskussion, ob das Glas halbvoll oder halbleer ist: Das Gerät kann sich vielleicht in diesem Augenblick nicht entscheiden, wir aber wissen, dass wir am Ziel sind. Entscheidend ist, das bei der Bass beide Felle wirklich gleich gestimmt sind. Bei Tenor und Side empfiehlt DrumDial eine diskrete Spannungsreduktion des Resonanzfelles. Ich habe hier bei Tenors einen positiven Effekt nicht feststellen können und stimmen daher beide Felle gleich. Von Side Drums lasse ich grundsätzlich die Finger seitdem ich einmal eine Side wirklich gründlich verhunzt habe: Die Hochspannungstrommeln sind eine gänzlich andere Welt - ohne die entsprechende Erfahrung im Umgang mit diesen Trommeln sollte man die Finger davon lassen.

Und wie stellt man nun dieses verflixte Bb oder was auch immer ein? Ganz einfach: Die gute alte "Klopf & Hör" - Methode kommt jetzt wieder zu Einsatz, wobei allerdings das subjektive Empfinden mit dem Frequenzmesser (Korg) objektiviert wird und gleichzeitig mit dem Spannungsmesser (DrumDial) darauf geachtet wird, dass die Trommel auch beim angestrebten Ton in sich gestimmt bleibt. Hierzu benötigt man lediglich die beiden Stimmgeräte, einen Tenor- und einen Bass-Beater. Mit dem Bass Beater schlägt man die Trommel mittig an, um einen Eindruck vom Gesamtklang zu bekommen. Mit dem Tenor Beater schlägt man die einzelnen Zonen an den Spannschrauben an, um Frequenz- / Spannungsdifferenzen ausfindig zu machen. Hier muss man ein wenig spielen: Die gedämpften Zonen unterscheiden sich vom Klang sehr stark von den ungedämpften. Geht man aber mit dem Tenor Beater sehr nahe an den Rand, kann man die Töne wieder vergleichen. Hierzu sollte der Beater nicht zu weich und "puschelig" sein, besser ist ein fester Beater von zylindrischer Form (z.B. Premier). Mit der Kante eines derartigen Beaters kann man sehr schön einen relativ harten Impuls auf eine kleine Fläche bringen.


Tipp:
Vorsicht mit der Oktave: Man kann die Bass versehentlich auch auf die Oktave der Bass Drone bringen, also eine Oktave zu hoch! Das merkt man aber schnell: Zu hart, zu hoch, - unangenehm - wie Zahnschmerzen. Mit dem OT-12 kann das nicht passieren: Er gibt immer auch die Oktave an.


Beim ersten Stimmen sollte man übrigens nicht zu akribisch sein: Ist man nahe am erwünschten Resultat sollte man zunächst eine gute Stunde auf der Trommel spielen, damit sich das Fell setzen kann: Der Vorher-Nachher-Unterschied kann bis zu 100 Cent betragen, also eine ganze Note! Erst nach dem Setzen des Felles macht es Sinn, exakt zu stimmen. Analog zur Bass wird auf der Tenor ein D eingestellt (Terz auf die Bass Drone).


Final Tuning: Die Sache auf den Punkt bringen

Nachdem die Trommel eingespielt wurde und das Trommelfell sich gesetzt hat, kann die entgültige Stimmung eingestellt werden. Oberste Priorität hat nun der Sound. Optimal ist der Sound, wenn Pipes und Drums im Einklang sind. Doch Vorsicht: Blinder Eifer schadet nur! Angenommen, ich habe die Trommel mit dem DrumDial in sich gestimmt und danach mit Korg und Ohr auf einen wirklich guten Sound gebracht. Jetzt möchte ich mit dem DrumDial noch einmal überprüfen, ob wirklich die Spannung überall gleich ist. Wenn ich jetzt damit anfange, geringe Unterschiede auszugleichen - werde ich mit tödlicher Sicherheit den guten Sound zerstören. Beim Final Tuning sind es wirklich nur noch Millimeter, die den Sound optimieren oder ruinieren! Und bei aller Exaktheit braucht es auch und gerade ein wenig Chaos, um wirkliche Perfektion zu erzielen. Ich denke hier an die Geschichte von dem japanischen Gartenbaumeister, der sein perfektes Werk betrachtete. Perfekt? Er nahm eine Hand voll Erde und warf sie wahllos in den Garten. Perfekt! - Hütet euch vor Haarspalterei und akademischer Spitzfindigkeit! Hört auf euer Gefühl - und hört dann auch auf! ;-) 

Abschließende Bemerkungen

Mechanik und Elektronik stellen zwar wunderbare Hilfsmittel zur Verfügung, aber das feinste Stimmgerät ist unverändert das menschliche Ohr. Die Hilfsmittel können uns das Leben deutlich erleichtern, können uns die Direttissima, den kürzesten Weg zum Ziel weisen und uns davor bewahren, aus dem Stimmen eine theologische Angelegenheit zu machen ("Ich glaube, jetzt ist es gut!") Aber letztendlich gibt doch das Gefühl den letzten Ausschlag: Der gute Ton ist nun einmal Geschmackssache...
                                                                                                                               (...sprach der Affe und biss in die Seife. ;-)

Ja und das war's dann auch schon. Halt, eine Sache fehlt noch! Man sollte es sich gemütlich machen beim Stimmen. Keine Hektik, lecker Tässken Kaffee, Ruhe, keine Termine... Und wenn man die Trommel aufhängt, kann man schnell mal hören, was sich auf der Kehrseite der Medaille abspielt: Ein kleiner Schubs, und die Trommel schwingt um ihre Achse...

Wie sagte doch Ty: Happy Tuning!

Schlussbemerkung: Sicherlich werden mechanische und elektronische Hilfsmittel zum Stimmen von Musikinstrumenten von verschiedenen Firmen produziert und auf dem Markt angeboten. Ich kann nur beschreiben, was ich habe und was ich kenne. Wer anderes Gerät hat und kennt und damit glücklich und zufrieden ist, der soll dies natürlich weiterhin benutzen. Und wer mit anderen Stimmmethoden ebenfalls gut klarkommt und gute Ergebnisse hat, der soll dabei bleiben:

  Never change a running system! ;-)


Nachtrag: Philipp Muheim, ein Piper der City of Basle Caledonia Pipe Band, hat auf seiner Homepage eine wunderbar kompakte Zusammenfassung zum Thema "Stimmen von Bass- und Tenor- Trommel" geschrieben. Ich habe einen Ausdruck davon immer bei mir für den Fall, dass ich mal wieder zu schusselig bin, mir die Basics zusammenzureimen.


Tuning the Bass Stone
war in der Jungsteinzeit
 kein wirkliches Problem...