Ralph's Mace

oder:

Aus Spaß wird Ernst!


Vor zwei Jahren zeichnete Volker den Cartoon vom Billard spielenden Drum Major: Als Queue dient ihm seine Mace. Ziemlich abgedreht, fand ich damals und habe herzlich gelacht. 

Ralph ruft an: Er spielt bei der Weilerswist & District Pipe Band und ist - wie ich - Bogner bei den Feldbogenschützen Rhede . "Ich hab' den Cartoon als Bauanleitung genommen. Du wirst dich wundern: Man kann tatsächlich mit der Mace Billard spielen! Ich komm' die Tage mal vorbei, dann zeig' ich dir das." Ralph's Besuch lässt nicht lange auf sich warten, und heraus kommt eine wie ich finde recht brauchbare Nachbauanleitung.

Ralph schraubt zunächst ein wenig herum: Zwei Röhren und eine Kugel werden mit wenigen Griffen - tatsächlich zu einer Mace verbunden! Instinktiv bereitet sich der Bass Drummer in mir bei diesem Signal auf den Double Beat zum Ende des Stücks vor. Aber woraus besteht diese Übungs-Mace?
Bei genauem Hinsehen aus einem alten Billard-Queue aus Hartaluminium und einer Hand voll Normteilen aus dem Baumarkt.
Der "Head", der Kopf des Amtsstabs (nichts anderes bedeutet nämlich Mace), besteht aus einem Möbelfuß, einem knopfförmigen Schubladengriff, einer 1/2" x 50 Hahnverlängerung und einem Kippdübel M4.
Die Flügel des Kippdübels werden mit einem Gummiband o.ä. zusammengehalten: Es resultiert ein Keil mit zentraler Schraube.
Dieser Keil wird durch die Hahnverlängerung geführt ...
... und beides zusammen durch den Möbelfuß, nachdem mittig eine 4mm-Bohrung eingebracht wurde. Eine vorhandene 10mm-Bohrung im unteren Teil des Möbelfußes nimmt nach entsprechender Erweiterung das Außengewinde der Hahnverlängerung auf.
Der Möbelknopf wird auf das Gewinde des Kippdübels geschraubt, ...
... dann wird so lange geschraubt, bis sich der Dübel verkeilt hat und so einen sicheren Zusammenhalt der einzelnen Komponenten gewährleistet.
Betrachten wir nun das obere Ende des Mace Schaftes (bzw. das untere Ende des Queues ;-): Hier wurde ein Reduzierstück (3/4" auf 1/2") verwendet. Das Außengewinde passt tadellos in das 1/2"-Innengewinde des Head: Hier zeigt sich wieder einmal die Sinnfälligkeit von Normteilen... ;-)

An dieser Stelle könnte man natürlich die Frage stellen: "Warum  dieser Aufwand? Warum nicht einfach die Holzkugel mit Leim an den Queue kleben?" Die Antwort fällt leicht: Wir brauchen Gewicht im Kopfbereich der Mace, um den Schwerpunkt in den Bereich des Griffes zu bekommen. Nur so kann die Mace ordentlich schwingen.

Die Befestigung des Reduzierstückes am Schaft ist etwas schwierig: Beide haben exakt den gleichen Außendurchmesser und liegen plan aufeinander. In der Praxis würde dieser Umstand dazu führen, dass sich die beiden Komponenten ständig gegeneinander verschieben, was der Hand natürlich nicht gerade schmeicheln würde.
Das Stück Gartenschlauch auf dem Foto passt exakt in das Reduzierstück, der Verbinder für Installationsrohre exakt in den Queue. Schlauch und Verbinder passen exakt ineinander und sorgen so dafür, dass eine Abscherung von Schaft und Reduzierstück verhindert wird.

Wer über Möglichkeit und Können verfügt mag hier auch z.B. ein Stück Holz einpassen. Ralph ist Pragmatiker: "Ich nehme, was ich hab und was passt. Und was nicht passt, wird passend gemacht."

Weiter im Text: Auf eine Gewindestange M6 wird der innere Teil eines Mauerankers (Konus und Spreizanker) geschraubt. Mithilfe einer kleinen M6 Mutter wird anschließend der Spreizanger gerade so weit gespreizt, dass er sich eben in dem Reduzierstück verkeilt, gleichzeitig aber so minimal wie möglich über das Niveau der Oberkante herausragt.  Ziel dieses Manövers ist es, eine optimale Verschraubung von Kopf und Schaft zu ermöglichen.
Am unteren Ende des Queues wird zunächst eine Silikon-, dann eine Unterlegscheibe auf die Gewindestange gebracht: Das altbekannte Hart-auf-Weich-Prinzip soll Scheppergeräusche verhindern, wie schon oben beim Maueranker angedeutet. Die Außenhülse des Mauerankers dient als Distanzstück, ...
... die abschließende Mutter fixiert die gesamte Konstruktion.
Hier sieht man sehr schön, dass der Maueranker kaum über das Niveau des Reduzierstückes geht. Wozu nun dieser Blindstopfen?
Nun: Ursprünglich handelt es sich ja um einen Queue, und natürlich möchte Ralph ihn auch weiterhin als solchen benutzen. Wird nun der Queue nicht als Mace, sondern als Queue benutzt, dann schraubt er den Mace-Head ab und den Blindstopfen auf. ("Liegt so viel besser in der Hand: Mehr Masse!")
Aber natürlich kann man auch direkt mit der Mace an den Tisch gehen - wie schon vor zwei Jahren von Volker vorgeschlagen.

 

Epilog:

Was haben Volker, der Zeichner, und Ralph, der Praktiker, eigentlich  gemeinsam? Beide sind Piper und Bogenschützen! Eine spleenige Kombination? Ich würde sagen, dass solche "spleenigen Leute" Undenkbares denken - und dann realisieren!

Worum geht's hier eigentlich? Lebe deinen Traum!