Splitter...

Auch bei noch so ausgeklügeltem Aufbau einer Homepage zum Thema Pipes & Drums können beim besten Willen nicht alle Aspekte dieses letztlich  unergründlichen Themas abgedeckt werden. Daher haben wir uns entschlossen, die nicht unbedingt zentralen, dennoch aber bemerkenswerten Seiten des Pipens und Drummens unter dem Stichwort "Splitter" zusammenzufassen. Wir tun dies in dem Wissen, dass unvollständige Information der Vorenthaltung von Wissen gleichkommt. Unter uns: Kann es Scheußlicheres geben? Ja, kann es? Auch gut...


 

Unser erstes Bild zeigt eine junge, hilfsbereite Piperin, die einem Mitmenschen in Not aus der Klemme hilft. Jahrelanges Training an den Pipes hat die Lungen dieser Samariterin der Landstraße dermaßen gestählt, dass es für sie ein Leichtes ist, dem gestrandeten Pedalritter aus der Patsche zu helfen. Dieses Bild wird sicherlich noch lange in uns nachschwingen, vielleicht auch die eine oder andere Träne der Rührung in unsere Augen treiben. Sicherlich aber sollten wir dieses Bild im Kopf haben, wenn uns der nächste Piper begegnet. Ein aufmunterndes Kopfnicken, ein Augenzwinkern sollte dann schon 'drin sein, vielleicht sogar ein zarter Klapps auf die Schulter: Der nächste Plattfuß kommt bestimmt, und wer weiß, ob dann gerade ein Piper zur Hilfe eilen kann...


 

Immer wieder wird Pipern nachgesagt, sie seien versoffen, weil sie nach vollbrachter Arbeit auf ihrem "Pipers Drink" bestehen. Fakt ist, dass Pipen Schwerstarbeit ist und entsprechend Durst macht. Mehr als zwei, drei, - naja vielleicht vier Bierchen wird aber kein verantwortungsvoller Piper zum Löschen seines Brandes brauchen. Wer wollte da von "Versoffenheit" reden wollen? Lächerlich!

                   

Ehrlich gesagt: Ich kann es nicht mehr hören, dieses dumme Geschwätz über Bass Drummer: Sie liefen mit ihrer dicken Trommel herum und ihre einzige Aufgabe sei es, von Zeit zu Zeit einmal Bumm zu machen. Ich kann es nicht mehr hören!

Einmal abgesehen davon, dass die Bass Drum ein nicht unerhebliches Gewicht hat, dazu noch sperrig ist und so dem Träger nicht nur den Atem, sondern auch die Sicht nimmt: Meinen Sie wirklich, es sei mit ein wenig "Bumm Bumm" getan? Wissen Sie eigentlich, wie steinig der Weg eines Bass Drummers ist?

Haben Sie z.B. schon einmal an einem Sommercamp in Japan teilgenommen? Wer es als Bass Drummer zu etwas bringen will, kann sich unmöglich vor dieser Tortur drücken. Ich rede hier nicht von der etwas ungewohnten Kleidung, der überwiegend aus totem Fisch bestehenden Kost (Sushi, Sushi, Sushi...), von den kochend heißen Bädern oder von der Sprache, die dem Unkundigen (also mir) wie ein Maschinengewehr in die Ohren knallt.

Nein: Ich rede hier nur und ausschließlich von - Sake!

Und jetzt erwarte ich den mir zustehenden Respekt, und zwar sofort!


Foto: Victor Cartism o. Claus Schreiner:
The Ondekoza: Kagura

 

Ein Beitrag zur historischen Reedologie:
Die Abbildung, aufgenommen gegen Ende des 19. Jahrhunderts, zeigt Eoin MacSmith, einen der damals schon sehr seltenen schottischen Reedschmiede, bei der Arbeit. 


Eoin MacSmith, Reed-Schmied zu Lochcarron (ca. 1897)
(Institut für Reedologie, Suderwick)

Der hohe Reedverbrauch auf der Basis der relativen Kurzlebigkeit der Reed-Reeds führte konsequent zu Überlegungen, wiederstandsfähigere Materialien für die Reedproduktion zu verwenden. Ein Rückgriff auf die in der Steinzeit verwendeten Stone-Reeds  war nicht möglich, da das Wissen über deren Herstellung unwiederbringlich verloren war (Siehe auch "MacBag & MacBumm"). Versuche mit Eisen führten am Ausgang des 17. Jahrhunderts schließlich zum Erfolg, wobei als Ausgangsmaterial für die Iron-Reeds Hufeisen dienten, wie auf der Abbildung gut zu erkennen ist. 

 

Die Kunst des Reedschmiedens bestand darin, durch vielfaches Falten nach Damaszener Art dem Reed Stabilität und Flexibilität sowie durch die mit dem Schmiedeprozess verbundene Aufkohlung der Oberflächen die notwendige Härte und Wiederstandskraft zu verleihen. Heute sind diese Reeds leider völlig aus der Mode gekommen, nur mit viel Glück findet man Einzelstücke in wenigen Museen. Eigentlich schade, oder?

 

Eine archäologische Sensation:
Bisher wurden bei Grabungen gefundene, ca. 2 cm lange Flintartefakte von meißelförmigem Aussehen als Pfeilspitzen betrachtet und der Ertebolle Kultur zugeordnet. Karger B, Sudhues H , Kneubuel BP und Brinkmann B wiesen zwar in umfangreichen ballistischen Experimenten  (Experimental Arrow wounds: ballistics and traumatology.
 J Trauma 1998 Sep; 45(3) : 495-501) ein durchaus beeindruckendes Verwundungspotential dieser Pfeilspitzen nach, die experimentalarchäologische Fraktion jedoch gab sich damit nicht zufrieden. Nun legten H. Paulsen und U. Stodiek eine bahnbrechende Arbeit vor: Stone-Reeds: How many sheep did it realy need? (Arch.Pip.Rev. 2001 ;7(3):224-227). Paulsen und Stodiek hatten ja schon seit langem ihren Verdacht öffentlich diskutiert, es handele sich bei diesen Artefakten gar nicht um Pfeilspitzen, sondern um steinzeitliche "Stone-Reeds". Ihre Experimente mit Stone-Reeds unterstreichen nun diese Vermutung nachdrücklich. Nicht nur aus pipologischer Sicht wurden hier völlig neue Aspekte ins Spiel gebracht: In Erwartung einer Stone-Reed-Renaissance stiegen an der Börse die McDoof-Aktien!


Stone-Reed und Flint-Spitze
(Institut für Reedologie, Suderwick)

 

Der Reedmaker John MacCane verlässt nur selten seine Werkstatt - eigentlich nur dann, wenn mal wieder auf den letzten Drücker frische Reeds geordert wurden und er sie daher per Express zustellen muss. Derartige Botengänge erledigt er mit seinem Shettland-Shuttle, und zwar zu seiner Zufriedenheit und der seiner Kunden. Nun mag man sich lustig machen über die kleinen Pferde, die kleine Kutsche, den kleinen Hund, aber seien wir doch ehrlich: Ist nicht die Größe des Transportmittels der Größe des Transportgutes angemessen? Und ist es nicht herzallerliebst, die Reeds auf diese Art und Weise frei Haus geliefert zu bekommen? Ja, da wird einem warm um's Herz, nicht wahr? Freudig bewegt möchte man John zurufen: "Weiter so!" Und dann lässt man es doch wieder bleiben...

 

Doc Henry, Notarzt in Tapsalteerie, einem abgelegenen Highland Valley, unmittelbar vor dem Ausrücken. Ein hartes Los, dem Doc da die hohe Stirn bieten muss: Schmale Wege, die nur mit dem Motorrad bewältigt werden können, ein sardonisch grinsender Fahrer, der gnadenlos knüppelt, was die Kiste hergibt und eine an Reisekrankheit leidende Rettungsassistentin im Beiwagen, die schon vor Beginn der Fahrt göbelt. Als Ausgleich für all diese Ungemach darf Doc Henry aber das Signal blasen, auf einer Bagpipe, versteht sich. Und was gibt es da auf die Ohren? Nein, natürlich nicht das "Zu spät! Zu spät!" der üblichen Notarzteinsatzfahrzeuge: Ein schmissiges Tune, dem Anlass angepasst, perlt - zum Entzücken der Zuhörer - vom Rücksitz des Mopeds.

Ist Doc Henry ein erfolgreicher Notarzt? Nun: Nicht unbedingt, oder - besser gesagt - je nachdem... Die Tatsache, das er auf tadellosem Tuning der Pipes besteht, verzögert regelmäßig das Ausrücken des Rettungsteams nicht unwesentlich. Dies führt ebenso regelmäßig dazu, dass sich gravierende gesundheitliche Störungen beim Eintreffen am Einsatzort oft schon von selbst erledigt haben. Auf der Heimfahrt spielt Doc Henry in solchen Fällen ein Lament, und in dieser Disziplin hat er es zu wirklicher Meisterschaft gebracht. Und so stehen denn dann die Leute an der Straße, hören Doc Henry's Lament, senken andächtig die Köpfe  - und niemand weiß, ob sie es für den Verblichenen tun oder wegen Doc Henry's gefühlvollem Spiel...

Nachtrag
Auch wenn böse Zungen nicht müde werden, es zu behaupten: Doc Henry ist nicht mit 'Doc' Henry Holliday verwandt, der am 26. Oktober 1881 gemeinsam mit den Earp-Brüdern Wyatt, Virgil und Morgan am OK Corral die Clanton-Bande vom Dies- ins Jenseits beförderte. Obwohl...