Wie buche ich 
          eine Pipe Band?

      Know How & Checkliste


Eine Pipe Band soll gebucht werden, und da das keine alltägliche Angelegenheit ist, möchte ich hier einige Anregungen anbieten, die die anfängliche Ratlosigkeit ein wenig mildern sollen. Die Checkliste soll helfen, Wunsch und Wirklichkeit möglichst optimal zur Deckung zu bringen.

Pipe Band Basiswissen in 5 Minuten

Die Buchung: Fragen und Antworten

Die Checkliste

 

Pipe Band Basiswissen

Der schottische Dudelsack

Die Great Highland Bagpipe, der "große schottische Dudelsack", ist ein sehr lautes Instrument: Unmittelbar am Chanter (Melodiepfeife) werden 120 dBA mühelos erreicht, höhere Werte können in akustisch aktiven Räumen durch Überlagerung der Schallwellen zustande kommen.120 dBA entsprechen der Schmerzschwelle oder dem Lärm, den ein in 100 Meter Entfernung stehendes Verkehrsflugzeug macht. Glücklicherweise kommt diese Lautstärke aber beim Zuhörer nicht an, aber es dürfte schwer fallen, eine Pipe Band mit einem Kammerorchester zu verwechseln...

Der Dudelsack ist ein Holzblasinstrument: Feuchtigkeit und Umgebungstemperatur haben beim Stimmen des Instrumentes gehörigen Einfluss auf Dauer und Resultat des Ergebnisses. Der Dudelsack kann nicht ausgepackt und gespielt werden wie z.B. ein Keyboard - er braucht eine gewisse Betriebstemperatur und Feuchtigkeit, muss also eingespielt werden: Erst dann ist es möglich, ihn zu stimmen. Einspielen und Stimmen müssen mit ca. 30 Minuten veranschlagt werden. Zwischen Stimmen und Auftritt sollte nicht getrödelt werden: So schwer es ist, den Dudelsack zu stimmen, so leicht ist er wieder verstimmt!

Klimaschwankungen verzeiht der Dudelsack nicht. Soll z.B. im Winter bei einem 80sten Geburtstag (überheizter Raum...) ein Ständchen gegeben werden und die Instrumente müssen aus Gründen der Geheimhaltung draußen eingespielt werden, so ist das Fiasko programmiert: Die Instrumente sind beim Betreten des Raumes schlagartig verstimmt, - Gäste und Geburtstagskind ebenfalls. 

Ideal ist also eine möglichst geringe Entfernung zwischen dem Ort des Einspielens und dem des Auftritts sowie möglichst ähnliche Umstände. Auch ist die zeitliche Abstimmung von großer Bedeutung. Das A & O ist die gute Kommunikation zwischen Band und Veranstalter: Kein Fest verläuft wie geplant, immer treten Verzögerungen im Ablauf auf. Stimmen Timing und Umstände wird der Auftritt einer Pipe Band eine zwar laute, aber tolle Angelegenheit.

Die Trommeln

Die schottische Side Drum (Snare Drum) ist die am härtesten gespannte Trommel der Welt: Ein Trommelschlag kann die Lautstärke eines Pistolenschusses erreichen. Eine gut gestimmt Bass Drum geht durch Mark und Bein - und auch durch Wände! Wie der Dudelsack reagieren auch die nur wenig gespannten Bass und Tenor Trommeln auf Temperaturschwankungen und verlieren deutlich an Klang.

Die Band

Eine Pipe Band besteht aus Pipern (Dudelsackpfeifer) und Drummern (Trommler). Die Piper spielen auf den Pipes (Dudelsack) die Melodie und werden dabei rhythmisch von den Side Drummern begleitet. Bass und Tenor Drummer unterlegen den Beat, also den Hauptrhythmus, und verbinden so Piper und Side Drummer.

Eine Miniband  besteht für gewöhnlich aus drei Pipern, einem Bass und einem Side Drummer (Quintett). Diese "minimale" Pipe Band ist bei kleinen Veranstaltungen einer großen Band fast überlegen, weil sich die Lautstärke im Rahmen hält, der Klang aber dem der großen Band nicht wesentlich nachsteht.

Eine Pipe Band ist deutlich größer als eine Miniband und hat daher mehr Volumen - sowohl optisch als auch akustisch. Für einen ausgewogenen Klang rechnet man einen Side Drummer für drei Piper, dazu kommen die Bass und die Tenor Drums. Eine Band könnte also aus 9 Pipern, 3 Side Drummern, einem Bass und zwei Tenor Drummern bestehen. Grosse Bands können aber durchaus mit 40 Musikern und mehr antreten.

Die Gage 

Wer einen Handwerker bestellt weiß, dass ein nicht unerheblicher Stundenlohn nebst Fahrtkostenpauschale zu zahlen ist. Die Höhe der Gage (richtiger wohl Aufwandsentschädigung)  für eine Pipe Band ist Verhandlungssache, aber einige Fakten sollten bedacht werden:

Auch ein kurzer Auftritt bedeutet also für die Musiker einen zeitlichen Aufwand von über vier Stunden - das ist mehr als ein halber Arbeitstag! 

Oft ist es so, dass die Musiker die Lasten (Zeit, Fahrtkosten etc.) eines Auftrittes tragen, die Gage aber in der Bandkasse landet: Von ihr werden Instrumente, Uniformen usw. bezahlt. Es ist schon eine gehörige Portion Idealismus erforderlich, bei solcher Selbstausbeutung freudig mitzuspielen.

Die Buchung: Fragen und Antworten

Was?

Was ist der Anlass? Eine Hochzeit, ein Jubiläum, ein Betriebsfest, ein Stadtfest? Jeder dieser Anlässe hat einen anderen Rahmen und stellt daher andere Anforderungen an die Band. 

Welche Besetzung ist sinnvoll? Eine kleine Gesellschaft ist mit einem Solopiper oder einer Miniband gut bedient: Ein Highlight wird gesetzt, die Veranstaltung mit einem Sahnehäubchen überzogen, und dann kann wieder geredet und gefeiert werden. Gleiches gilt für Betriebsfeste, hier sollte aber schon die Miniband zum Zuge kommen: In geselliger Runde wird die Wirkung eines Solopipers durch die einer Miniband deutlich übertroffen. Großveranstaltungen wie Stadtfeste, Fußballspiele etc. brauchen schon eine angemessen große Band um Marktplatz, Stadion etc. angemessen zu beschallen. Auf Nummer sicher geht, wer im Zweifelsfalle die jeweils größere Besetzung bucht.

Wann & Wo?

Aus dem Datum der Veranstaltung ergibt sich das Maß der Probleme, die zu bewältigen sind. Wie oben erläutert bereitet ein Auftritt im Sommer und im Freien die geringsten Schwierigkeiten. In allen anderen Fällen muss man sich um optimale Bedingungen bemühen.

Ort und Zeit müssen zwischen Auftraggeber und Band genau besprochen werden. Grundsätzlich sollte davon ausgegangen werden, dass die einzelnen Musiker ortsfremd sind: Eine exakte Wegbeschreibung, ggf. eine Karte erleichtern die Anfahrt ungemein. Wichtig ist auch ein Ansprechpartner vor Ort, der ggf. auch als Lotse dienen kann, wenn Auftrittsort und Ort des Einspielens nicht identisch sind.

Auf jeden Fall sind aber Telefonnummern auszutauschen, über die jederzeit Kontakt zwischen Band und Veranstalter hergestellt werden kann.

Wie?

Soll der Auftritt eine Überraschung sein? Dann muss vorzeitige Entdeckung vermieden werden. Einspielen und Stimmen müssen an einem anderen Ort erfolgen als dem des Auftritts. Dieser "andere Ort" muss soweit entfernt sein, dass das Stimmen der Band nicht gehört werden kann, gleichzeitig aber so nah am Veranstaltungsort, dass er nach dem Stimmen schnell erreicht werden kann. In einem ausreichend großen und schallgedämmten Gebäude können diese Voraussetzungen unter einem Dach erfüllt werden, im Sommer und draußen müssen aber schon einige Kilometer Distanz zwischen den beiden Orten liegen: Der Dudelsack trägt weit...

Zudem ist zu bedenken, dass Männer in Kilts hierzulande sehr stark auffallen. Die Band muss also am Auftrittsort diskret eingeschleust werden.

Bestehen bestimmte Musikwünsche? Es sollte mit der Band diskutiert werden, wie man diese Musikwünsche optimal in das Programm einbindet.

Wer?

Fehlt nur noch die Band, und es kann losgehen. Der folgende Link führt zu einer recht umfangreichen und aktuellen Liste der Pipe Bands in Deutschland.